Politik
STIKO: Auffrischimpfung „mittelfristig“ für alle sinnvoll
Montag, 8. November 2021
Berlin – Aus immunologischen und infektionsepidemiologischen Gründen ist es sinnvoll, über bestimmte Risikogruppen hinaus mittelfristig auch allen anderen Grundimmunisierten eine Corona-Auffrischimpfung anzubieten. Das betont die Ständige Impfkommission (STIKO) in einer heutigen Stellungnahme.
Bei einer Auffrischimpfkampagne soll demnach soweit wie möglich nach absteigendem Lebensalter vorgegangen werden. Die Geschwindigkeit im Vorgehen bei einer solchen Impfkampagne werde maßgeblich von den regionalen Impfkapazitäten abhängen, hieß es.
Laut STIKO soll eine Auffrischimpfung bei immunkompetenten Personen frühestens sechs Monate nach Abschluss der Grundimmunisierung gegen COVID-19 erfolgen.
Das beim Robert-Koch-Institut (RKI) angesiedelte Expertengremium hatte im September und Oktober 2021 in der 11. und 12. Aktualisierung ihrer COVID-19-Impfempfehlung erste Empfehlungen zur Auffrischimpfung gegeben.
Mit dem Ziel, schwere Verläufe und Tod durch COVID-19 in der Bevölkerung Deutschlands so weit wie möglich zu reduzieren, wurde zuerst die Auffrischimpfung für Menschen mit Immundefizienz, Personen über 70 Jahre sowie für Bewohner und Betreute in Einrichtungen der Altenpflege empfohlen.
Nach Einschätzung der STIKO ist die Auffrischimpfung in diesen Bevölkerungsgruppen besonders dringlich, da der Schutz durch die Grundimmunisierung, insbesondere im hohen Alter, mit der Zeit nachlässt und für die Prävention schwerer COVID-19-Verläufe durch die dominierende Delta-Variante von SARS-CoV-2 eine gute Immunantwort notwendig ist.
Außerdem empfahl die STIKO eine Auffrischimpfung auch für das Personal in medizinischen Einrichtungen, für Pflegepersonal und andere Tätige in Einrichtungen der Pflege, da dort sowohl der Anteil vulnerabler Personen als auch die Expositionsgefährdung hoch sind und SARS-CoV-2-Transmissionen unbedingt vermieden werden müssen.
Auch wenn Auffrischimpfungen bei Jüngeren – nach Erreichen hoher Impfquoten – zur spürbaren Reduktion der Virusausbreitung in der Bevölkerung beitragen können, dürfe dies nicht zu einer Verzögerung der Auffrischimpfung bei den über 70-Jährigen sowie bei immundefizienten Personen führen, betont die STIKO.
Jüngst hätten uneinheitliche öffentliche Aussagen zu den Zielgruppen für Auffrischimpfungen zur Verunsicherung in der Ärzteschaft und Bevölkerung geführt. Deshalb habe man es als wichtig erachtet, zur Priorisierung und Umsetzung der Auffrischimpfung Stellung zu nehmen.
Für die weitere Planung der Impfkampagne sowie zur sinnvollen Koordination und Organisation der Umsetzung von Auffrischimpfungen in der deutschen Bevölkerung weist die STIKO darauf hin, dass eine weitere Anpassung ihrer COVID-19-Impfempfehlung zeitnah erfolgen wird.
Sie werde derzeit unter Berücksichtigung der aktuellen epidemischen Lage, neuer Erkenntnisse zur Transmissionsverhinderung sowie von „Real-life“-Daten anderer Länder zum Einfluss von Auffrischimpfungen auf die Infektionszahlen erarbeitet und in das vorgeschriebene Stellungnahmeverfahren gehen.
Die STIKO rief nachdrücklich alle bisher Nicht-Geimpften dringend auf, das COVID-19-Impfangebot wahrzunehmen. Die Zahl der SARS-CoV-2-Infektionen sei unter Ungeimpften zehnfach höher als unter Geimpften.
Ebenso befänden sich unter den intensivmedizinisch behandelten COVID-19-Patienten sehr viele ungeimpfte Personen sowie Menschen mit Immundefizienz. Die Impfung diene sowohl dem Selbstschutz als auch dem Schutz der Mitmenschen.
Zudem sollten weiterhin COVID-19-Hygienemaßnahmen (AHA-L-Regeln) eingehalten werden. Dies gelte auch für geimpfte Personen, da auch von diesen eine SARS-CoV-2-Transmission ausgehen könne. © aha/aerzteblatt.de

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