Medizin
Hälfte der Weltbevölkerung ohne Zugang zu grundlegender Diagnostik für häufige Krankheiten
Mittwoch, 8. Dezember 2021
Oxford – Fast die Hälfte der Weltbevölkerung hat nur einen begrenzten oder gar keinen Zugang zu wichtigen Tests und Dienstleistungen, die für die Diagnose von Volkskrankheiten wie Diabetes, Bluthochdruck, HIV und Tuberkulose oder für grundlegende Tests für schwangere Frauen wie Hepatitis B und Syphilis unerlässlich sind. Das berichtet die Lancet Commission on Diagnostics in einer Artikelreihe (2021; DOI: 10.1016/S0140-6736(21)00673-5). Der Kommission gehören 25 Expertinnen und Experten aus 16 Ländern an.
Die Wissenschaftler analysierten nach eigenen Angaben unter anderem die besten verfügbaren Daten über den Zugang zu den von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlenen Tests für die Schwangerenvorsorge, um eine globale Schätzung des Zugangs zur Basisdiagnostik vorzunehmen. „Diese Tests, darunter Syphilistests, Urinstäbchen, Hämoglobintests, Blutzuckertests und Ultraschalluntersuchungen, sind wesentliche diagnostische Tests und sollten innerhalb einer 2-stündigen Fahrtzeit zum Patienten verfügbar sein“, berichten sie.
Sie kommen auf der Basis ihrer Recherchen auf einen Schätzwert, wonach 47 % der Bevölkerung keinen Zugang zur Basisdiagnostik hat. Am größten sei die diagnostische Lücke in der Primärversorgung, wo nur etwa 19 % der Bevölkerung in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen Zugang zu den einfachsten diagnostischen Tests hätten, außer für HIV oder Malaria.
„In weiten Teilen der Welt werden Patienten gegen Krankheiten behandelt, ohne dass sie Zugang zu wichtigen diagnostischen Tests und Dienstleistungen haben. Dies ist gleichbedeutend mit einer blinden Ausübung der Medizin. Dies ist nicht nur potenziell schädlich für die Patienten, sondern auch eine erhebliche Verschwendung von knappen medizinischen Ressourcen“, sagte der Vorsitzende der Kommission, Kenneth Fleming von der Universität Oxford.
Fachpersonal ist laut der Kommission die wichtigste fehlende Ressource. Die Expertengruppe schätzt, dass weltweit bis zu einer Million Diagnostiker fehlen. „Ohne qualifizierte Arbeitskräfte werden die Länder nicht in der Lage sein, Zugang zu Diagnosen zu gewähren und eine flächendeckende Gesundheitsversorgung zu erreichen“, sagte Michael Wilson, stellvertretender Vorsitzender der Kommission.
Die Autoren fordern daher Investitionen und Schulungen, um den Zugang zu Tests vor allem in der Primärversorgung zu verbessern. © hil/aerzteblatt.de
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