Medizin
Tägliches Trainingsprogramm vermeidet Armprobleme nach Brustkrebsoperation
Dienstag, 21. Dezember 2021
Coventry/England – Ein frühzeitiges von Physiotherapeuten angeleitetes Übungsprogramm hat Brustkrebspatientinnen geholfen, nach der Operation ihre Beweglichkeit in Schulter und Arm zu erhalten. Ergebnisse der randomisierten Studie wurden im britischen Ärzteblatt (BMJ 2021; DOI: 10.136/bmj-2021-066542) vorgestellt.
Die Entfernung der axillären Lymphknoten und/oder eine Radiotherapie beeinträchtigen häufig die Lymphdrainage der Arme, was bei bis zu 1/3 der Patientinnen zu chronischen Schmerzen und Lymphödemen führt, die die Lebensqualität der Patientinnen einschränken und die Genesung verzögern. Die Behandlung besteht in einer Physiotherapie, die in der Regel erst begonnen wird, wenn die Einschränkungen bereits aufgetreten sind.
Die „UK PROSPER“-Studie hat untersucht, ob ein frühzeitiges Übungsprogramm eine vorbeugende Wirkung erzielt. Die Patientinnen wurden bereits 7 bis 10 Tage nach der Operation von einem Physiotherapeuten untersucht, der ein individuell abgestimmtes Bewegungsprogramm erstellte, das die Beweglichkeit in der Schulter erhalten sollte
Es bestand aus Übungen zur Schulterflexion, Obduktion und Abduktion mit Außenrotation, die die Patientinnen täglich durchführen sollten. Die Patientinnen wurden gebeten, ein Trainingstagebuch zu führen, in dem sie die Übungen und mögliche Probleme protokollierten.
Nach 1 und 3 Monaten gab es ein erneutes Treffen mit dem Physiotherapeuten, der mit den Patientinnen die Übungen besprach, die nach dem 1. Monat durch ein Krafttraining mit Therabändern intensiviert wurden. Die Frauen wurden auch gebeten, ihre körperliche Aktivität langsam zu steigern mit dem Ziel, sich am Ende 150 Minuten pro Woche sportlich zu betätigen.
An der Studie nahmen an 17 Krebszentren des staatlichen Gesundheitsdienstes 392 Patienten im Durchschnittsalter von 58 Jahren teil, deren Risiko auf postoperative Störungen der Armbeweglichkeit als hoch eingestuft wurde: Bei 86 % waren die axillären Lymphknoten entfernt worden, 83 % hatten eine axilläre/supraklavikuläre Bestrahlung erhalten, 73 % waren übergewichtig oder fettleibig und 21 % hatten bereits vor der Operation Schulterprobleme in der Vorgeschichte.
Die Patientinnen wurden auf 2 Gruppen randomisiert. Eine Hälfte nahm an dem Übungsprogramm teil, die anderen Patientinnen erhielten die übliche Behandlung. Der primäre Endpunkt war der DASH-Fragebogen „Disability of Arm, Hand and Shoulder“ (DASH), den die Patientinnen nach 12 Monaten ausfüllten. Der Frageboten erfasst 30 Aspekte, von denen 21 Aspekte die Funktion von Schulter und Arm, 6 die Symptome und 3 die sozialen Folgen betreffen. Der Gesamtscore reicht von 0 (keine Beschwerden) bis 100 Punkten (schwerste Behinderung).
Wie Julie Bruce von der University of Warwick in Coventry und Mitarbeiter berichten, bewerteten die Frauen den Zustand von Schulter und Arm in der Therapiegruppe nach 12 Monaten mit 16,3 Punkten gegenüber 23,7 Punkten in der Kontrollgruppe. Die adjustierte mittlere Differenz von 7,81 Punkten war mit einem 95-%-Konfidenzintervall von 3,17 bis 12,44 Punkten statistisch signifikant. Die Verbesserungen traten erst in der 2. Jahreshälfte ein (mit der Perspektive, dass die Frauen von einer weiteren Fortsetzung des Trainings über das Ende der Studie hinaus profitieren könnten).
Verbesserungen gab es auch in der Subskala zur Armsymptomatik des Fragebogens FACT-B („Functional Assessment of Cancer Therapy - Breast“) sowie im LBCQ-Fragebogen („Lymphoedema and Breast Cancer“), der die Schwellung des Arms erfasst. Auf die neuropathischen Schmerzen, die sich aus der Zerstörung der Nervenfasern durch Operation oder Radiotherapie ergeben, hatte das Sportprogramm keinen Einfluss.
Ein weiterer Aspekt der Studie waren mögliche Komplikationen, die sich aus der frühen Aufnahme des Bewegungsprogramms ergeben könnten. Zu Beeinträchtigungen der Wundheilung, zu Wundinfektionen oder zusätzlichen Lymphödemen ist es laut Bruce nicht gekommen.
Da die Patientinnen das Übungsprogramm in Eigenregie durchführten, waren die Kosten gering. Sie betrugen lediglich 129 britische Pfund pro Patientin. Die Kosten wurden durch die Vermeidung von Komplikationen mehr als wettgemacht. Bruce schätzt die Einsparungen auf 387 britische Pfund pro Patientin, was die Behandlung auf jeden Fall kosteneffektiv machen dürfte. © rme/aerzteblatt.de
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