Politik
Bei Arzneimittelversorgung Fokussierung auf Preis beenden
Mittwoch, 24. November 2021
Berlin – Um für mehr Sicherheit bei der Arzneimittelversorgung zu sorgen, sollten künftig Kriterien implementiert werden, die über die reine Preisbetrachtung hinausgehen. Das sagte heute Thomas Müller, Leiter der für Arzneimittel zuständigen Abteilung im Bundesgesundheitsministerium (BMG). Der „Bodensatz“ bei den Preisen sei aus seiner Sicht bei den Generika erreicht.
Die Zeit sei reif, um im Vergaberecht auch weitere Aspekte zu berücksichtigen, so Müller im Rahmen einer Veranstaltung des Branchenverbandes Pro Generika. Bei diesem Thema sei insbesondere die Europäische Union (EU) gefragt – die wachsenden Probleme mit Liefer- und Versorgungsengpässen im Arzneimittelbereich habe man aber bereits erkannt. Müller verwies auf in der Diskussion befindlichen Ansätze für eine bessere Regulatorik und mögliche Standortanreize für die Wirkstoffproduktion.
Andreas Burkhardt, Vorstand bei Pro Generika sowie General Manager Deutschland & Österreich bei Teva Deutschland, kritisierte, seitens der EU-Ebene sei „faktisch noch nichts“ erreicht worden. Die Trimmung auf möglichst günstige Preise erzeuge die bekannten systemimmanente Probleme. Die Abbildung von mehr Resilienz in der Arzneimittelproduktion und den Lieferketten verursache Kosten – dies stelle einen aktuell nicht kompensierbaren Nachteil im Wettbewerb dar.
Burkhardt sprach sich gemeinsam mit Anne-Kathrin Klemm, Abteilungsleiterin Politik und Kommunikation beim BKK Dachverband, für Anpassungen des EU-Vergaberechtes aus. Klemm betonte, für die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) sei es unter den derzeit geltenden gesetzlichen Bedingungen kaum rechtssicher möglich, weitergehende Kriterien – etwa zu ethischen oder ökologischen Aspekten – bei Ausschreibungen und Vertragsgestaltungen zu berücksichtigen.
Aus Sicht der Krankenkassen mache zudem die Etablierung eines umfassenden „Frühwarnsystems“ zu drohenden Engpässen Sinn, und zwar perspektivisch für alle Arzneimittel. Grundsätzlich sei ein Gegensteuern bei dieser Problematik „dringend notwendig“.
In den Apotheken habe man seit vielen Jahren Erfahrungen mit dem Management von Lieferengpässen, betonte Gabriele Regina Overwiening, Präsidentin der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA). Dies sei zwar aufwändig, bislang habe man aber die Versorgung auch in schwierigen Lagen sichern können.
Overwiening sprach sich dafür aus, die in der SARS-CoV-2-Arzneimittelversorgungsverordnung enthaltenen Regelungen zu den vereinfachten Möglichkeiten verordnete Arzneimittel bei Nicht-Verfügbarkeit auszutauschen, auch nach der Coronapandemie fortzuführen. Man habe seitens der Apotheken die „Beinfreiheit“ und die Entscheidungshoheiten sinnvoll genutzt. © aha/aerzteblatt.de

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