Ärzteschaft
BÄK-Chef für Impfpflicht in Gesundheit und Pflege ab Dezember, DIVI will allgemeine Impfpflicht
Donnerstag, 25. November 2021
Düsseldorf – Der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, fordert die Einführung einer Coronaimpfpflicht in Krankenhäusern und Pflegeheimen bereits in wenigen Wochen. Eine noch weitergehende Position vertritt die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI): Sie fordert eine Impfpflicht für alle Bürger über 18 Jahre.
Die Impfpflicht für Pflegeeinrichtungen und Krankenhäuser solle „schon ab Anfang Dezember gelten – außerdem mit einer kürzeren Übergangszeit“ als bisher vorgesehen, sagte Reinhardt gestern dem Handelsblatt. „Jeder Tag ohne diese Regel ist ein verlorener Tag im Kampf gegen die Pandemie.“
Zuvor zeichnete sich eine Impfpflicht in Pflegeheimen und Kliniken zum Jahreswechsel ab. Dies sieht eine Formulierungshilfe des Bundesgesundheitsministerium für ein entsprechendes Gesetz vor, das im Auftrag der Ampel-Parteien erarbeitet worden ist.
Wer zu Jahresbeginn noch keinen Impfnachweis vorlegen könne, solle dies bis zum 31. März nachholen können, heißt es dem Papier. Reinhardt kritisierte diese Übergangszeitraum als zu lang. „Hier halte ich die vorgeschlagenen drei Monate für nicht angemessen, sondern zwei Monate“, sagte er.
Skeptisch äußerte sich Reinhardt zu einer allgemeinen Coronaimpfpflicht, wie sie mehrere Ministerpräsidenten zuletzt forderten. „Entscheidend ist jetzt, dass die 2G-Regeln strenger kontrolliert und auch mit spürbaren Bußgeldzahlungen verknüpft werden“, sagte er. „Davon erhoffe ich mir im Augenblick einen größeren Fortschritt in der Impfkampagne als durch die Diskussion um eine allgemeine Impflicht, die ohnehin nicht so kurzfristig eingeführt werden kann.“
Intensivmediziner fordern Impfpflicht für alle Erwachsenen
Die DIVI hält hingegen eine Impfpflicht für alle Bürger über 18 Jahre für alternativlos, um die Coronapandemie auch langfristig hinter sich zu lassen. „Es gilt unsere Patienten zu schützen, Menschenleben zu retten und auch unser Gesundheitssystem vor dem Kollaps zu bewahren“, sagte der DIVI-Präsident Gernot Marx.
Die Fachgesellschaft wies aber daraufhin, dass die Effekte einer Impfpflicht selbst bei sofortiger Umsetzung frühestens im Januar oder Februar zu erwarten seien. „Wir brauchen jetzt und sofort bundeseinheitliche Kontaktbeschränkungen und Hygienekonzepte, um spürbare Effekte in den nächsten drei bis vier Wochen zu sehen“, forderte Marx.
Die Impfpflicht für Erwachsene könne aber weitere Ausbruchswellen wirksam verhindern. „Die Mitarbeiter aller Bereiche der Kliniken – besonders die auf den Intensivstationen und in der Notfallmedizin tätigen – brauchen eine Perspektive! Wir können nicht in jeder Wintersaison wieder eine neue Welle zahlreicher schwerer COVID19-Verläufe riskieren“, betonte der DIVI-Präsident.
Eine Impfpflicht für selektive Berufsgruppen – zum Beispiel der des Pflegepersonals – lehnt die DIVI ab. „Die alleinige Impflicht für medizinisches Personal in den Kliniken und Pflegekräften in Alten- und Pflegeheimen zu fordern, reicht nicht aus, um das Pandemiegeschehen in den Griff zu bekommen“, sagte der künftige Präsident der Fachgesellschaft, Felix Walcher.
Nötig sei „eine Solidarität der gesamten Gesellschaft, um das Gesundheitssystem aufrecht erhalten zu können.“ Dabei gehe nicht nur um die Versorgung von Patienten mit einer Coronainfektion, sondern um eine Vielzahl von Patienten mit anderen schweren Erkrankungen und Verletzungen, die auch einer intensivmedizinischen Behandlung bedürften, betonte er. © afp/hil/aerzteblatt.de

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