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Medizin

Omikron unterscheidet sich an 50 Stellen vom Wildtyp von SARS-CoV-2

Montag, 29. November 2021

picture alliance / ZUMAPRESS.com
Genf - Die Variante B.1.1.529, die die Weltgesundheitsorganisation (WHO) am Freitag nach Alpha bis Delta zur 5. besorgniserregenden SARS-CoV-2-Virusvariante (VOC) Omikron erklärt hat, unterscheidet sich laut dem Portal GitHub an 50 Stellen vom Wildtyp. Darunter sind 32 Veränderungen im Gen des Spike-Proteins, von denen 15 in der Rezeptorbindungsstelle lokalisiert sind.

Mit der Zahl der Mutationen im S-Protein steigt die Gefahr einer Immunevasion. Im schlimmsten Fall könnten die durch eine Impfung oder eine frühere Erkrankung erzeugten Antikörper Omikron nicht erkennen und abwehren. Da die Impfquote in Südafrika mit etwa 20 % sehr niedrig ist, kann von der raschen Ausbreitung dort nicht automatisch auf eine Immunevasion geschlossen werden. Es bleibt abzuwarten, was die Labortests ergeben werden. Dort wird untersucht, ob das Serum von Geimpften und Genesenen die Viren davon abhalten kann, Zellkulturen zu infizieren (Neutralisationstest).

Die offenbar rasche Ausbreitung deutet jedoch in jedem Fall auf eine erhöhte Infektiosität hin. Sollte Omikron „fitter“ sein als Delta, könnte sie sich nach den bisherigen Erfahrungen innerhalb weniger Wochen bis Monate weltweit durchsetzen.

B.1.1.529 war erstmals am 9. November in Botswana bei einer Sequenzierung von SARS-CoV-2 aufgefallen. In den letzten Wochen hat sich B.1.1.529 in der Provinz Gauteng, zu der auch die Großstadt Johannisburg gehört, rasch ausgebreitet. Die südafrikanischen Behörden haben die Variante am 24. November der WHO gemeldet, die dann B.1.1.529 innerhalb von 3 Tagen als VOC einstufte.

Bei GISAID waren am Sonntag 125 Genomsequenzen hinterlegt, davon 99 aus Südafrika. Da allerdings nur ein geringer Teil der nachgewiesenen Viren sequenziert wird, dürfte dies nur die Spitze eines Eisbergs sein.

Ein Hinweis auf eine erhöhte Übertragbarkeit könnte sein, dass die Fallzahlen in Südafrika in den letzten Wochen stark zugenommen haben, zeitgleich mit dem Nachweis der Variante B.1.1.529. Noch gibt es aber keine belastbaren Zahlen über das Ausmaß der Omikron-Epidemie in Südafrika.

Dies könnte sich rasch ändern. Omikron kann aufgrund eines „S Gene Target Failure“ ohne Sequenzierung mit den herkömmlichen PCR-Tests indirekt nachgewiesen werden. Eine der Mutationen befindet sich nämlich in einem der 3 Genabschnitte, die der PCR-Test aufspürt. Die Mutation führt bei Infizierten zu einem teilweise falsch-negativen Ergebnis: 1 PCR-Target ist negativ, die anderen beiden positiv.

Ein „S Gene Target Failure“ hatte es auch bei der inzwischen zurückgedrängten Alpha-Variante gegeben. Die britischen Behörden konnten die Ausbreitung deshalb vor 1 Jahr gut nachverfolgen. Da Alpha inzwischen verschwunden ist und die derzeit dominierenden Varianten einschließlich der Delta-Variante kein „S Gene Target Failure“ haben, wird Omikron bei einem normalen PCR-Test auffallen. Die Bestätigung kann dann durch eine Sequenzierung erfolgen. In Kürze dürfte es Tests geben, die für Omicron spezifische Mutationen nachweisen.

Der Impfstoffhersteller Moderna sieht 3 Strategien gegen Omikron. Zum einen könnte die Dosis des zugelassenen Impfstoffs mRNA-1273 erhöht werden. Ein Booster von 100 µg mRNA-1273 habe sich in klinischen Studien bereits als sicher erwiesen, heißt es in einer Pressemitteilung. Moderna hat außerdem einen Impfstoffkandidaten (mRNA-1273.211) in Phase 2 klinisch getestet, der gegen die Beta-Variante entwickelt wurde.

Beta und Omikron haben mehrere Mutationen im S-Gen gemeinsam. mRNA-1273.211 könnte deshalb auch vor Omikron schützen. Dies trifft auch auf einen weiteren Impfstoffkandidaten (mRNA-1273.213) von Moderna zu, der gegen Beta und Delta entwickelt wurde und sich am Anfang der klinischen Entwicklung befindet. Moderna hat in den letzten Tagen einen Booster-Kandidaten gegen Omikron (mRNA-1273.529) entworfen, der aber noch klinisch getestet werden müsste. © rme/aerzteblatt.de

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