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Medizin

SARS-CoV-2: Virus-RNA im Blut zeigt Sterberisiko an

Dienstag, 30. November 2021

/Romolo Tavani, stock.adobe.com

Montreal – Die Konzentration der RNA von SARS-CoV-2 im Blut lässt Rückschlüsse auf die Prognose von hospitalisierten Patienten mit COVID-19 zu. In Verbindung mit Alter und Geschlecht wurde ein tödlicher Ausgang in einer Kohortenstudie in Science Advances (2021; DOI: 10.1126/sciadv.abj5629) genauer vorhergesagt als mit den üblichen Scores der Intensivmedizin.

Der Verlauf von COVID-19 lässt sich auch bei hospitalisierten Patienten, die bereits schwer erkrankt sind, kaum vorhersagen. Die besten Prädiktoren waren bisher eine hohe Viruslast im Abstrich und der Anstieg des C-reaktiven Proteins und einiger Zytokine der Entzündungsreaktion. Neue Studien weisen darauf hin, dass auch die Konzentration der Virus-RNA im Blut von prognostischer Bedeutung sein könnte, wobei unklar ist, ob die RNA von intakten Viren stammt oder ob es sich um virale Trümmer handelt, die aus dem beschädigten Lungengewebe ins Blut ausgeschwemmt wurden.

Ein Team um Daniel Kaufmann von der Universität Montreal hat den Einfluss der viralen RNA auf den Ausgang der Erkrankung in 3 Kohorten untersucht. Nachdem die Assoziation in der 1. Kohorte mit 61 Patienten entdeckt worden war, wurde sie, wie in solchen Studien üblich, in einer 2. Kohorte mit 87 wei­teren Patienten validiert. Die 3. Kohorte mit 69 Teilnehmern diente der Bestätigung, dass die Asso­ziation auch in der 2. und 3. Erkrankungswelle noch bestand und deshalb unabhängig von der Virus­variante ist.

Bei allen Patienten waren die Blutproben am 11. Tag nach Einsetzen der Symptome entnommen worden, und die Patienten wurden danach mindestens 60 Tage lang beobachtet. Wie erwartet, waren eine schwa­che Antikörperantwort (vor allem der gegen die Rezeptorbindungsstelle gerichteten IgG) und eine ver­stärkte Bildung von Zytokinen (hoher „Cytoscore“) mit einem hohen Sterberisiko verbunden.

Deutlich stärker war die Assoziation allerdings mit der Konzentration der Virus-RNA im Serum. Diese übertraf auch die klassischen Prognoseinstrumente der Intensivmedizin wie qSOFA („quick sequential organ failure assessment“), den Horowitz-Index (Quotient aus arteriellem Sauerstoffpartialdruck und inspirato­rischer Sauerstoffkonzentration) und das CRP (C-reaktives Protein).

In der ROC-Analyse („receiver operating characteristic“), die Sensitivität und Spezifität kombiniert, erziel­te die Kombination aus viraler RNA sowie dem Alter und dem (männlichen) Geschlecht des Patienten den besten Vorhersagewert. Der AUC-Wert („area under the curve“) lag in der Validierungs­kohorte bei 0,85 (95-%-Konfidenzintervall 0,66 bis 1,00) und in der Bestätigungskohorte sogar bei 0,90 (0,84 bis 0,96). Optimal wäre ein AUC-Wert von 1,0, ein Wert von 0,5 wäre ein reines Zufallsergebnis.

Die Studie zeigt, dass die Viruslast, das heißt das Ausmaß der Virusreplikation, ein wichtiger, vielleicht sogar der wichtigste Prognoseparamter ist. Die Ergebnisse der relativ kleinen Studie müssten jedoch noch an anderen Kohorten überprüft werden. © rme/aerzteblatt.de

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