Medizin
Ovarialkarzinom: Fluoreszenzfarbstoff erleichtert Chirurgen suche nach Krebsnestern
Donnerstag, 13. Januar 2022
Silver Spring/Maryland – Die US-Arzneimittelbehörde FDA hat einen Fluoreszenzfarbstoff zugelassen, der Chirurgen bei einer Operation die Ausdehnung eines Ovarialkarzinoms anzeigt. Der Farbstoff hatte in einer Phase-3-Studie einen deutlichen Einfluss auf die Krebsoperation.
Die Ausbreitung eines Ovarialkarzinoms ist für einen Chirurgen nicht leicht zu erkennen, vor allem, wenn der Krebs bereits in die Bauchhöhle gestreut hat, was beim Ovarialkarzinom häufig der Fall ist und die Prognose der Patientin ungünstig beeinflusst.
Die US-Firma On Target Laboratories aus West-Lafayette/Indiana hat einen Fluoreszenzfarbstoff entwickelt, der die Krebsnester markiert. Er nutzt die Tatsache, dass die Krebszellen auf ihrer Oberfläche Folsäurerezeptoren haben. Pafolacianin bindet an den Rezeptoren und kann durch eine spezielle Lampe zum Leuchten gebracht werden. Der Farbstoff wird etwa 1 Stunde vor der Operation intravenös infundiert.
Pafolacianin wurde in einer Phase-3-Studie an 134 Patientinnen klinisch getestet. Wie Janos Tanyi von der Perelman School of Medicine in Philadelphia und Mitarbeiter berichten, wurde mit Hilfe des Fluoreszenzfarbstoffs bei 26,9 % der Patientinnen mindestens eine krebsartige Läsion entdeckt, die die Chirurgen zuvor bei der normalen Inspektion und Palpation übersehen hatten. Bei den Patientinnen, die sich vor einer erneuten Chemotherapie einer „Debulking-Operation“ zur Senkung der Tumorlast unterzogen, betrug der Anteil sogar 39,7 %. Allerdings befanden sich unter den entfernten Gewebsmassen auch einige, die bei der späteren histologischen Untersuchung keine Krebszellen enthielten.
Die häufigsten Nebenwirkungen sind laut der FDA infusionsbedingte Reaktionen einschließlich Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen, Hitzegefühl, Dyspepsie, Brustbeschwerden, Juckreiz und Überempfindlichkeit.
Die FDA warnt, dass Pafolacianin bei einer schwangeren Frau den Fötus schädigen könnte. Die Einnahme von Folsäure oder Folat-haltigen Nahrungsergänzungsmitteln sollte innerhalb von 48 Stunden vor der Untersuchung vermieden werden. Der Hersteller lässt derzeit in einer Phase-3-Studie prüfen, ob Pafolacianin auch bei Lungenkrebsoperationen eingesetzt werden kann. © rme/aerzteblatt.de
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