Medizin
Neuer Ansatz gegen Pseudomonas aeruginosa
Donnerstag, 13. Januar 2022
Bochum – Ein tieferes Verständnis der Resistenzmechanismen von Pseudomonas aeruginosa liefert nützliche Informationen für neue Ansätze im Bereich Antibiotika. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) werden dringend neue Therapieoptionen gegen den bakteriellen Krankheitserreger Pseudomonas aeruginosa benötigt, da einige Stämme bereits resistent gegen alle derzeit zugelassenen Antibiotika sind.
Pseudomonas aeruginosa gehört aufgrund seiner Resistenz gegen Antibiotika, seiner außergewöhnlichen Anpassungsfähigkeit und Persistenz zu den Erregern mit der höchsten Priorität für die Arzneimittelentwicklung.
Daher haben Forscher aus Bochum (Antimicrobial Agents and Chemotherapy, 2021; DOI: 10.1128/AAC.00878-21) die Effekte verschiedener Substanzen auf das Proteom (Proteinzusammensetzung) von Pseudomonas aeruginosa analysiert und mögliche Resistenzmechanismen abgeleitet, die nützlich sein könnten für neue Wirkansätze gegen diesen Problemkeim.
Pseudomonas aeruginosa (P. aeruginosa) ist ein Gram-negatives Bakterium, dass zum Beispiel bei Patienten in Krankenhäusern lebensbedrohliche Lungenentzündungen oder Blutvergiftungen auslösen kann. „Einige Eigenschaften der Gram-negativen Bakterien könnten attraktive Angriffsmöglichkeiten für Antibiotika bieten“, so die Einschätzung Julia Bandow, Leiterin der Arbeitsgruppe Angewandte Mikrobiologie an der Ruhr-Universität Bochum (RUB).
Zunächst untersuchten die Bochumer Wissenschaftler physiologischen Abwehrmechanismen von P. aeruginosa auf klinisch relevante Antibiotika. Hierzu wurden Veränderungen des Proteoms nach Exposition gegenüber Ciprofloxacin, Levofloxacin, Rifampicin, Gentamicin, Tobramycin, Azithromycin, Tigecyclin, Polymyxin B, Colistin, Ceftazidim, Meropenem und Piperacillin/Tazobactam bewertet.
Die jeweiligen Proteom-Profile geben Rückschlüsse über die zellulären Abwehrstrategien von P. aeruginosa. Ein Vergleich der hochregulierten Markerproteine ergab zum Beispiel ähnliche Reaktionen auf Antibiotika, die auf dasselbe Target wirken.
Des Weiteren untersuchten die Wissenschaftler eine neuen Substanz CHIR-090, die die Produktion von bestimmten Fett-Zuckerverbindungen blockiert und eine neue Klasse von Lipopolysaccharid-Biosyntheseinhibitoren darstellt.
zum Thema
- Abstract der Studie in Antimicrobial Agents and Chemotherapy
- Pressemitteilung der Ruhr-Universität Bochum
aerzteblatt.de
Verglichen mit den Effekten der zugelassenen Antibiotika zeigte CHIR-090 klassenspezifisch eine einzigartige Proteomantwort, wo noch keine Resistenzen bekannt sind. „Man geht davon aus, dass sich Resistenzen gegenüber neuen Substanzklassen langsamer ausbilden als gegenüber Substanzen, die Abkömmlinge von herkömmlichen Antibiotika sind“, erläuterte Bandow.
Diese Studie liefert Einblicke in die Auswirkungen häufig verwendeter Antibiotika auf P. aeruginosa und legt den Grundstein für weitere Untersuchungen mit dem neuen Ansatz CHIR-090, so das Fazit der Studienautoren. © cw/aerzteblatt.de
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