Medizin
Sterberisiko bleibt im ersten Jahr nach überstandener schwerer COVID-19 erhöht
Donnerstag, 2. Dezember 2021
Gainesville/Florida – Für Menschen, die eine schwere COVID-19 überstanden haben, ist die Gefahr offenbar noch nicht vorüber. Eine Auswertung von elektronischen Krankenakten einer US-Universität kommt in Frontiers in Medicine (2021; DOI: 10.3389/fmed.2021.778434) zu dem Ergebnis, dass das Sterberisiko im 1. Jahr nach der Entlassung aus der Klinik erhöht bleibt. Besonders deutlich war die Assoziation bei jüngeren Menschen, und die Todesursachen betrafen nicht nur die bekannten Komplikationen der Erkrankung.
An der University of Florida Health wurden während der 1. Erkrankungswelle im letzten Jahr 178 Patienten mit einer schweren COVID-19 stationär behandelt. Weitere 246 Patienten wurden wegen einer leichten COVID-19 ambulant betreut. Arch Mainous von UF Health in Gainesville/Florida hat in den Krankenakten und bei den Sozialversicherungen nach Todesfällen gesucht. Von den 178 Patienten mit schwerem Verlauf waren in den ersten 365 Tagen nach der Entlassung 93 (52,2 %) gestorben. Unter den Patienten mit mildem Verlauf gab es 39 Todesfälle (15,9 %). In einer Vergleichsgruppe von 13.214 Personen mit negativem Test auf SARS-CoV-2 betrug die Sterberate 19,3 %.
Der Eindruck einer erhöhten Sterberate nach schweren Verläufen bestätigte sich in einer Analyse, die Alter, Geschlecht und Vorerkrankungen der Patienten berücksichtigte. Mainous ermittelte für die schwer an COVID-19 erkrankten Patienten eine adjustierte Hazard Ratio von 2,50, die mit einem 95-%-Konfidenzintervall von 2,02 bis 3,09 hoch signifikant war. Interessanterweise war die adjustierte Hazard Ratio bei den Patienten unter 65 Jahren mit 3,33 (2,35-4,73) deutlich höher als bei den Senioren (2,17; 1,66-2,84).
Eine weitere Auffälligkeit war, dass die Patienten mit schweren COVID-19 nur zu 20,5 % an respiratorischen oder kardiovaskulären Erkrankungen gestorben waren, die sich als Komplikationen von COVID-19 deuten lassen. Nur 1 Patient starb an den Folgen einer Thrombose.
Die Studie kann nicht sicher belegen, dass die Erkrankung für den Anstieg der Todesfälle verantwortlich war. Viele Patienten hatten vor ihrer schweren COVID-19-Erkrankung einen schlechteren Gesundheitszustand, was sich in einem höheren Charlson-Komorbiditätsindex zeigte. Begleiterkrankungen wurden zwar in der adjustierten Risikoanalyse berücksichtigt. Die Forscher müssen sich dabei jedoch auf die Angabe in den Krankenakten verlassen, die lückenhaft sein können. © rme/aerzteblatt.de

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