Ärzteschaft
Hohe Tierversuchszahlen in der Kritik
Dienstag, 28. Dezember 2021
Köln – Der Verein „Ärzte gegen Tierversuche“ hat von der neuen Bunderegierung gefordert, sich für eine tierversuchsfreie Forschung einzusetzen. Denn nach wie vor sei die Zahl von Tierversuchen in Deutschland pro Jahr unverantwortlich hoch.
Dem Verein zufolge geht aus aktuellen Zahlen des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) hervor, dass 2020 mehr als 2,5 Millionen Tiere in deutschen Tierversuchslaboren starben. Demnach wurden 1.899.880 Tiere für Versuche verwendet. Weitere 633.784 Tiere wurden zu wissenschaftlichen Zwecken wie zur Organentnahme getötet.
Allerdings tauchten letztere nicht in der Statistik auf, wodurch die Tierversuchszahl künstlich heruntergerechnet werde, kritisierten die Ärzte. Auch die Zahl der sogenannten Überschusstiere, die aufgrund von Nichtverwendung einfach getötet werden, fehle in der Statistik.
Bezogen auf die Gesamtzahl von 2,5 Millionen Tieren waren die am häufigsten in Tierversuchen eingesetzten Tiere Mäuse (1.846.274), Fische (285.972) und Ratten (193.406). Zudem wurden unter anderem 2.111 Affen, 2.562 Hunde und 644 Katzen für Versuche verwendet, sowie 71.174 Kaninchen, davon 3.220 für den sogenannten Pyrogentest, bei dem Substanzen auf ihre fieberauslösende Wirkung überprüft werden.
„Für diesen qualvollen und unzuverlässigen Test, bei dem die Tiere stundenlang in engen Röhren fixiert werden, gibt es längst tierversuchsfreie Methoden“, heißt es dazu aus dem Verein. Dessen Mitglieder halten zudem die Aussage des BfR, dass sich der Rückgang der Tierversuchszahlen durch das Engagement Deutschlands für mehr Tierschutz in diesem Bereich erklären lassen würde, für „fadenscheinig“.
Denn gerade in Sachen Tierschutz und Förderung tierversuchsfreier Forschung sei Deutschland rückständig. Während inzwischen einige Länder, darunter die USA, Schweden und die Niederlande, einen Paradigmenwechsel anstrebten, werde hierzulande am Tierversuch festgehalten.
Der Rückgang der Tierversuchszahlen ist nach Einschätzung des Vereins vielmehr auf die Coronasituation zurückzuführen, während der zeitweise in den Laboren nicht wie gewohnt gearbeitet werden konnte und viele Tiere ohne statistische Erfassung schlicht getötet wurden.
„Trotz aller Schönrechnerei ist die Tierversuchszahl unverantwortlich hoch. Angesichts des fehlenden Nutzens und der ethischen Fragwürdigkeit von Tierversuchen ist es mehr denn je dringend geboten, endlich den Ausstieg aus dem tierexperimentellen System mit konkreten Zielvorgaben aktiv voranzutreiben“, forderte Silke Strittmatter, wissenschaftliche Mitarbeiterin von Ärzte gegen Tierversuche. © hil/sb/aerzteblatt.de

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