Medizin
Omikron: T-Zellen-Antwort bleibt weitgehend erhalten
Donnerstag, 30. Dezember 2021
Kapstadt – Während sich die Omikron-Variante von SARS-CoV-2 durch zahlreiche Mutationen dem Zugriff von Antikörpern entziehen kann, scheint die T-Zell-Antwort auch ohne Booster weitgehend erhalten geblieben zu sein. Die in medRxiv (2021; DOI: 10.1101/2021.12.26.21268380) vorgestellten Ergebnisse könnten erklären, warum Omikron offenbar zu weniger schweren Verläufen von COVID-19 führt.
Während B-Zellen die Viren außerhalb der infizierten Zellen abfangen, ist der Angriff der T-Zellen auch auf die Körperzellen gerichtet, in denen sich das Virus vermehrt. Zytotoxische CD8-positive T-Zellen zerstören infizierte Zellen und verhindern so die Replikation. Eine weitere Gruppe von T-Zellen, die CD4-positiven T-Helfer-Zellen, regen B-Zellen zur Bildung von Antikörpern an.
Die Aktivierung der T-Zellen kann nur in Zellkulturen gemessen werden, in denen die Zellen mit Virusantigenen in Kontakt gebracht werden. Die Zellen reagieren darauf mit der Produktion von Interferonen und anderen Zytokinen. Damit lässt sich feststellen, ob eine Impfung die CD4- und CD8-Zellen aktiviert und in Angriffsbereitschaft versetzt hat.
Ein Team um Catherine Riou und Wendy Burgers von der Universität in Kapstadt hat die Reaktion der T-Zellen auf Omikron-Viren bei insgesamt 70 Personen untersucht, die 1 oder 2 Dosen des Janssen-Impfstoffs Ad26.CoV2.S oder beide Dosen des Biontech-Impfstoffs BNT162b2 erhalten hatten.
Die Ergebnisse fielen günstig aus. Für beide Impfstoffe war bei 70 % bis 80 % der Teilnehmer eine CD4- und CD8-T-Zell-Antwort auf das Spike-Protein von Omikron nachweisbar. Dabei war das Ausmaß der T-Zell-Antwort auf Omikron vergleichbar mit der Reaktion auf die Beta- und Delta-Varianten, die die vorherigen Coronawellen in Südafrika dominiert hatten.
Eine vergleichbare T-Zell-Antwort wurde auch bei 19 Patienten gefunden, die wegen Omikron hospitalisiert wurden. Riou und Burgers hoffen deshalb, dass die Immunreaktion trotz des Ausfalls der Antikörper, die bei geimpften Personen ihre neutralisierende Wirkung weitgehend verloren haben, ausreicht, um die Infizierten wenigstens vor schweren Verläufen zu schützen.
Die derzeitige Entwicklung in Südafrika scheint dies zu bestätigen. Die Omikron-Welle hat dort bereits am 16. Dezember mit 24.785 Erkrankungen ihren Höhepunkt erreicht. Am 29. Dezember wurden nur noch 9.020 Fälle gezählt. Ein Anstieg der Todesfälle wie in der Beta-Welle und der Delta-Welle ist weitgehend ausgeblieben. © rme/aerzteblatt.de

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