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Medizin

Studie: Pandemie könnte Entwicklung in den ersten Lebensmonaten verlangsamen

Mittwoch, 5. Januar 2022

/daniel, stock.adobe.com

New York – Eine Infektion mit SARS-CoV-2 in der Schwangerschaft hatte in einer Kohortenstudie keinen Einfluss auf die neurologische Entwicklung der Säuglinge in den ersten 6 Monaten. Als Gesamtgruppe zeigten die in der Pandemie geborenen Kinder jedoch eine verlangsamte neuromotorische Entwicklung. Die Ergebnisse wurden in JAMA Pediatrics (2022; DOI: 10.1001/jamapediatrics.2021.5563) publiziert.

Coronaviren wie SARS-CoV-1 und -2 oder auch MERS-CoV werden von der Plazenta vom Übertritt in den fetalen Kreislauf abgehalten. Eine Fetopathie wie bei den Röteln oder beim Zikafieber ist deshalb nicht zu befürchten. Es besteht jedoch die Möglichkeit, dass die körperlichen Strapazen der Schwangeren, zu denen es bei schweren Erkrankungen kommt, sich negativ auf die Entwicklung des Kindes auswirken. Frühere Studien haben gezeigt, dass eine COVID-19-Erkrankung in der Schwangerschaft das Risiko von Früh- und Mangelgeburten erhöht.

Die „COVID-19 Mother Baby Outcomes Study“ hat nach subtileren pränatalen Schäden gesucht. Frühere Studien hatten gezeigt, dass die Generation, die während der Spanischen Grippe geboren wurde, als Kinder ein niedrigeres Bildungsniveau erreichte und als Erwachsene einen niedrigeren sozioökono­mischen Status hatten als andere Generationen. Nach einer anderen Untersuchung ging die Röteln­pandemie von 1964 mit einem 10- bis 15-fachen Anstieg von Autismus-Spektrumstörungen oder Schizophrenie bei den Nachkommen einher.

Ein Team um Dani Dumitriu vom Irving Medical Center in New York hat deshalb die neurologische Entwicklung von Kindern untersucht, die während der ersten Erkrankungswelle im Frühjahr letzten Jahres geboren wurden und dabei Kinder von infizierten und nicht infizierten Müttern verglichen. Das Instrument war der „Ages & Stages Questionnaires“ in der 3. Auflage (ASQ-3). Die Mütter geben in dem Fragebogen Auskunft zur Entwicklung ihres Kindes in den Bereichen Kommunikation, Feinmotorik, Grobmotorik, Problemlösung und Sozialkompetenzen.

In keinem der 5 Bereiche war nach 6 Monaten ein Unterschied zwischen den intrauterin-exponierten und den nicht exponierten Kindern nachweisbar. Auffällig war allerdings, dass die Kinder in 3 der 5 Bereiche ein schlechteres Ergebnis erzielten als eine Kohorte von Kindern, deren Mütter vor Jahren denselben Fragebogen ausgefüllt hatten. Sie hatten im gleichen Alter geringere Fähigkeiten in der Grobmotorik (mittlere Differenz 5,63 Punkte; 95-%-Konfidenzintervall 2,51 bis 8,75 Punkte), der Feinmotorik (mittlere Differenz 6,61 Punkte; 3,21-10,00 Punkte) sowie in den Sozialkompetenzen (mittlere Differenz 3,71 Punkte; 0,82-6,61).

Ob dies tatsächlich auf spätere Nachteile in der Entwicklung der Kinder hindeutet, lässt sich nach 6 Monaten natürlich noch nicht beurteilen. Dumitriu hält es jedoch für möglich, dass sich die Beschrän­kungen in der Pandemie, etwa weniger Spielmöglichkeiten im Freien oder der fehlende Kontakt zu anderen Kindern, negativ auf die Entwicklung ausgewirkt haben. Auch der Stress, dem die Mütter wäh­rend und nach der Schwangerschaft ausgesetzt waren, könnte negative Folgen für die Kinder gehabt haben. © rme/aerzteblatt.de

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