Hochschulen
Charité unterstützt Kolumbien bei der SARS-CoV-2-Diagnostik
Mittwoch, 5. Januar 2022
Berlin – Eine Arbeitsgruppe der Charité – Universitätsmedizin Berlin unterstützt die lokalen Gesundheitsbehörden in Kolumbien mit SARS-CoV-2-Tests und Schulungen des Laborpersonals. Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) fördert dies mit rund zwei Millionen Euro.
Kolumbien ist das Land mit den meisten Binnenvertriebenen weltweit. Wegen anhaltender Konflikte zwischen bewaffneten Gruppen waren Ende 2020 laut UNO-Flüchtlingshilfe 8,2 Millionen Menschen im eigenen Land auf der Flucht. Zusätzlich wirkt sich die politische Krise in Venezuela stark auf den lateinamerikanischen Staat aus: Kolumbien hat bisher mehr als 1,8 Millionen Geflüchtete aus dem Nachbarland aufgenommen.
„Diese Menschen sind wegen ihrer prekären Lebensbedingungen besonders gefährdet für Infektionskrankheiten“, erläutert Jan Felix Drexler, Leiter des Projekts vom Institut für Virologie der Charité. Für die Bekämpfung der Pandemie und zum Schutz der Geflüchteten sei es wichtig, das Infektionsgeschehen mit verlässlicher Diagnostik gut zu beobachten, betont er.
Im Rahmen des Projektes „SI Frontera“ sollen die kolumbianischen Behörden rund 500.000 PCR-Tests für SARS-CoV-2 erhalten. Sie sollen insbesondere für die Diagnostik in Aufnahmegemeinden von Geflüchteten im Raum Botogá und der Grenzregion zu Venezuela eingesetzt werden.
Dabei kommt dem Aufspüren der SARS-CoV-2-Variante „My“ besondere Bedeutung zu. „Die My-Variante wurde weltweit zuerst in Kolumbien nachgewiesen und hat sich dort stark ausgebreitet“, erklärt Drexler. „Wir müssen My – wie auch die jetzt viel diskutierte Variante Omikron – genau im Blick behalten“, betont der Experte. Das Forschungsteam plant deshalb, einen neuen PCR-Test zu entwickeln, der neben My besonders relevante Virusvarianten wie Beta, Delta und Lambda sowie Omikron abdeckt.
Die von Drexler geleitete AG Virusepidemiologie arbeitet an der Erforschung neuartiger Viren aus Menschen und tierischen Reservoiren mit einem Schwerpunkt auf der Diagnostik neuartiger Viren in tropischen Ländern.
Die Arbeitsgruppe hat in den vergangenen Jahren laut der Charité zur Aufklärung epidemiologischer Fragen zur Ausbreitung und Pathogenese des Zika-Virus in Lateinamerika, zur Entwicklung neuer Nachweisverfahren für Gelbfieber und andere durch Mücken übertragene Viren und zur Entdeckung von SARS-Coronaviren in europäischen Fledermäusen beigetragen.
Die My-Variante von SARS-CoV-2 wurde im Januar 2021 zuerst in Kolumbien nachgewiesen. Dort hat sie während einer starken Infektionswelle Mitte des Jahres andere Virusvarianten vollständig verdrängt. Seit September führt die Weltgesundheitsorganisation My auf der Liste der „Variants of Interest“. In Deutschland wurde My bisher nur vereinzelt nachgewiesen. © hil/aerzteblatt.de

Nachrichten zum Thema



Kommentare
Die Kommentarfunktion steht zur Zeit nicht zur Verfügung.