Ärzteschaft
Kein Coronabonus für MFA vorgesehen, neue Proteste geplant
Freitag, 7. Januar 2022
Berlin – Medizinische Fachangestellte (MFA) müssen sich darauf einstellen, keinen Coronabonus wie das Pflegepersonal auf Intensivstationen zu erhalten. Das legen Aussagen aus dem Bundesministerium für Gesundheit (BMG) nahe.
Medizinische Fachangestellte leisteten wie alle Fachberufe im Gesundheitswesen nicht nur in pandemischen Notlagen wichtige Arbeit und trügen wesentlich zur guten Gesundheitsversorgung bei, betonte die Parlamentarischen Staatssekretärin im BMG, Sabine Dittmar, in einer Antwort auf eine schriftliche Frage des CSU-Bundestagsabgeordneten Stephan Pilsinger von Ende Dezember.
Insofern sei es noch wichtiger als sonst, unter guten und wertschätzenden Arbeitsbedingungen tätig sein zu können. Wesentlich verantwortlich dafür sind nach Ansicht von Dittmar, die selbst Ärztin ist, aber die Ärzte „im Rahmen ihrer arbeitsvertraglichen Fürsorgepflicht“.
Dittmar hält es für „grundsätzlich nachvollziehbar“, wenn auch für MFA die Frage nach einer Anerkennung ihrer Leistungen in Form eines Sonderbonus wie in der Pflege gestellt werde. Allerdings müsse die Politik die „Stabilität des gesamten Systems“ im Blick behalten, so dass nicht alles, was gegebenenfalls „wünschenswert wäre, umgesetzt werden kann“.
Die Parlamentarischen Staatssekretärin wies darauf hin, dass mit den Prämienregelungen für Pflegekräfte in Krankenhäusern auch nur diejenigen Häuser mit Mitteln für Prämienzahlungen begünstigt worden seien, die eine verhältnismäßig hohe Anzahl von mit dem Coronavirus SARS-CoV-2-infizierten Patienten zu versorgen gehabt hätten.
Vorgesehen seien künftig erneut Mittel für Prämienzahlungen an Pflegekräfte in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen. Das sei im Koalitionsvertrag für die Jahre 2021bis 2025 vorgesehen. Die genaue Ausgestaltung sei aber „noch offen“. Darüber hinausgehende Prämienzahlungen seien „derzeit für weitere Berufsgruppen nicht vorgesehen“.
Dittmar wies auf die Möglichkeit für Arbeitgeber hin, Mitarbeitern in dem Zeitraum vom 1. März bis 31. Dezember 2020 eine steuer- und sozialversicherungsfreie Coronasonderzahlung bis zu einer Höhe von 1.500 Euro zukommen zu lassen. Der Zeitraum für die steuerfreie Zahlung sei zwischenzeitlich bis zum 31. März 2022 verlängert worden, schreibt sie.
„Mit dieser Sonderzahlung können Praxisinhaberinnen und Praxisinhaber deshalb die Leistung und Unterstützung von MFA anerkennen“, so Dittmar. Sie wies auch auf zahlreiche Sonderregelungen für eine bessere Vergütung für Ärzte in der Pandemie hin. Als Beispiele nennt sie mehr mögliche Telefon- oder Videokontakte und eine höhere Vergütung beim Impfen gegen SARS-CoV-2.
Der Verband medizinischer Fachberufe zeigte sich verärgert. „Diese Antwort macht uns fassungslos, sie ist unfair und geradezu absurd“, erklärte Verbands-Chefin Hannelore König. Sie frage sich, wo die Stabilität des Systems bleibe, wenn der stationäre Sektor und die Pflegeeinrichtungen immer wieder staatlich bezuschusst würden und den Beschäftigten im niedergelassenen Bereich kaum ein Dankeschön geboten werde.
Der Verband medizinischer Fachberufe, der erst am 16. Dezember des vergangenen Jahres in Berlin für die Anliegen der MFA auf die Straße gegangen war, rief heute erneut zu Protesten auf. Eine Aktion ist für den 12. Januar 2022, um 12.45 Uhr am Brandenburger Tor in Berlin geplant. Ziel soll es sein, auf die enorme Belastung und die fehlende Wertschätzung der Leistungen von MFA aufmerksam zu machen.
Der Verband lädt erneut auch ausdrücklich Abgeordnete des Bundestags zum Austausch ein. Sie können sich in Gesprächen mit Berufsangehörigen und Vertretern des Verbandes über die tatsächliche Belastung in den Arztpraxen informieren, hieß es.
In Briefen haben MFA bereits die Situation in den Arztpraxen beschrieben. Diese Protestbriefe und Forderungen werden gegen 14.30 Uhr am Bundesministerium für Gesundheit in der Friedrichstraße 108 übergeben. Sie stehen auch online zum Nachlesen zur Verfügung.
Kritik kam auch von den Ärzten, die mehrfach einen staatlichen Bonus für MFA eingefordert hatten. „Das Praxispersonal muss genauso wertgeschätzt werden, wie die Pflegekräfte in Krankenhäusern und Altenheimen. Eine differenzierte Behandlung der Berufsgruppen ist nicht vermittelbar“, sagte Mark Barjenbruch, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KVN).
Der stellvertretende KVN-Vorsitzende, Jörg Berling, ergänzte: „Durch fehlende politische Wertschätzung sinkt die uneingeschränkte Bereitschaft des Praxispersonals, die umfangreichen Impf- und Testkampagnen in der Pandemie mitzutragen. Es wird eine weitere Abwanderung des knappen Personals aus den Arztpraxen und eine weitere Beschädigung der ambulanten Versorgung geben“.
© may/aerzteblatt.de

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