Medizin
Studie: Kurzsichtigkeit nimmt auch bei Erwachsenen weiter zu
Donnerstag, 27. Januar 2022
Perth – Die globale Kurzsichtigkeitsepidemie ist offenbar nicht auf Kinder beschränkt. Bei mehr als 1/3 der Erwachsenen schreitet die Kurzsichtigkeit auch noch in der 3. Lebensdekade fort, wenn auch mit einer niedrigeren Rate als in der Kindheit. Dies zeigen die Ergebnisse einer in JAMA Ophthalmology publizierten Kohortenstudie (DOI: 10.1001/jamaophthalmol.2021.5067).
Bei fast 700 jungen Erwachsenen wurde im Alter von 20 Jahren und erneut mit 28 Jahren das Sehvermögen untersucht. Von den ursprünglich nicht kurzsichtigen Studienteilnehmern entwickelten 14 % in diesem 8-Jahreszeitraum eine Myopie. Bei 0,7 % war es eine schwere Form der Kurzsichtigkeit.
Frühere Studien hätten gezeigt, dass sich Kurzsichtigkeit üblicherweise in der Kindheit entwickele und in dieser Lebensphase auch am schnellsten fortschreite, erklären die Autoren um Samantha Sze-Yee Lee vom Centre for Ophthalmology and Visual Science an der University of Western Australia, Perth. Anschließend sei man von einer gewissen Stabilisierung des Sehvermögens ausgegangen – das heißt einer Abnahme um weniger als 0,5 Dioptrien.
Kurzsichtigkeit stoppt nicht mir der Volljährigkeit
Doch in ihrer Studie beobachteten Lee und ihre Kollegen bei mehr als 1/3 der Teilnehmer eine weitere Verschlechterung: Bei 37,8 % der bereits zum ersten Untersuchungstermin kurzsichtigen Studienteilnehmer kam es zu einer weiteren Abnahme des Sehvermögens um mindestens 0,5 Dioptrien in mindestens einem Auge.
Signifikante Unterschiede zwischen Erst- und Zweituntersuchung fanden sich bei der Veränderung des sphärischen Äquivalents (-0,04 Dioptrien/Jahr), der axialen Länge (0,02 mm/Jahr) und der Linsendicke (0,02 mm/Jahr).
Höheres Myopierisiko bei Frauen
Es kristallisierten sich mehrere Merkmale heraus, die mit einer höheren Wahrscheinlichkeit für die Entwicklung einer Myopie assoziiert waren: So hatten Frauen ein höheres Risiko für eine Kurzsichtigkeit als Männer (OR 1,81). Gleiches galt für Studienteilnehmer ostasiatischen Ursprungs im Vergleich zu Weißen (OR 6,13).
Auch eine geringere konjunktivale Autofluoreszenz, ein Biomarker für die Lebensdosis an UV-Strahlung (OR 9,86), und kurzsichtige Eltern (pro Elternteil; OR 1,57) waren mit einer höheren Myopiewahrscheinlichkeit assoziiert.
Bei Frauen verschlechterten sich die Kurzsichtigkeit und die axiale Verlängerung schneller als bei Männern, gleiches galt für diejenigen Personen mit elterlicher Kurzsichtigkeit.
Keinen Zusammenhang fanden die Forscher um Lee dagegen zwischen der Inzidenz oder dem Fortschreiten von Kurzsichtigkeit und dem Bildungsstand.
Mehr Zeit draußen könnte auch erwachsenen Augen noch gut tun
Die Autoren schlussfolgern aus ihren Ergebnissen, dass sich eine Kurzsichtigkeit auch noch im jungen Erwachsenenalter entwickeln beziehungsweise sich auch noch über die Kindheit und Jugend hinaus verschlechtern kann.
Lee und ihre Kollegen heben hervor, dass sich die Augen bei einigen Teilnehmern auch noch im jungen Erwachsenenalter axial verlängerten. „Dies könnte zu einem erhöhten Risiko für Myopie-assoziierte Komplikationen beitragen, wenn die jungen Leite ein mittleres oder höheres Alter erreichen“, schreiben sie.
Wie sich Kurzsichtigkeit bei Erwachsenen verhindern oder ausbremsen lasse, müsse daher dringend weiter erforscht werden. Unter anderem deute der Zusammenhang zwischen der konjunktivalen Autofluoreszenz und dem Myopierisiko darauf hin, dass draußen verbrachte Zeit ähnlich wie bei Kindern auch junge Erwachsenen vor Kurzsichtigkeit schützen könnte. © nec/aerzteblatt.de
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