Medizin
Behandlung mit Immuncheckpointinhibitoren kurz nach Strahlentherapie ist sicher
Dienstag, 1. Februar 2022
Silver Spring – Krebspatienten, die kurz nach einer Strahlentherapie mit einem Immuncheckpointinhibitor behandelt werden, haben kein erhöhtes Risiko für schwere Nebenwirkungen. Zu diesem Ergebnis kommt eine gepoolte Analyse von Studien in JAMA Oncology (2022; DOI: 10.1001/jamaoncol.2021.6439).
Die Strahlentherapie spielt bei der Behandlung der meisten Krebsarten eine entscheidende Rolle. Schätzungen zufolge erhalten mehr als die Hälfte aller Krebspatienten eine Strahlentherapie. Ob es sicher ist, in zeitlicher Nähe zu einer Strahlentherapie neuartige systemische Wirkstoffe wie Immuncheckpointinhibitoren zu verabreichen, ist allerdings ungeklärt.
Eine Forschergruppe um Mitchell S. Anscher von der US-Arzneimittelbehörde FDA untersuchte deshalb, ob Patienten, die innerhalb von 3 Monaten nach einer Strahlentherapie mit einem der Immuncheckpoint-Inhibitoren Atezolizumab, Avelumab, Cemiplimab, Durvalumab, Ipilimumab, Nivolumab oder Pembrolizumab behandelt wurden, mehr Nebenwirkungen entwickelten.
Daten aus 68 zulassungsrelevanten Studien
Die Datenbasis bildeten 68 prospektive, zulassungsrelevante Studien zu Immuncheckpointinhibitoren, die bei der US-Arzneimittelbehörde eingereicht worden waren. Verglichen wurden 16.835 Krebspatienten in einer per Propensity Score gematchten Analyse. Die meisten von ihnen waren jünger als 65 Jahre, männlich und weiß.
Anscher und seine Kollegen berichten, dass Patienten, die zuvor eine Strahlentherapie erhalten hatten, im Allgemeinen vergleichbar häufig Nebenwirkung entwickelten wie diejenigen ohne vorherige Strahlentherapie.
Die absolute Differenz zwischen den beiden Kohorten betrug im Schnitt 1,2 % und reichte von 0 % für neurologische Nebenwirkungen bis zu 8 % für Fatigue. „Patienten, die eine Strahlentherapie hinter sich hatten, wiesen numerisch leicht erhöhte Raten an Fatigue, Endokrinopathien und Pneumonitis auf“, heißt es in dem Artikel in JAMA Oncology. Diese Unterschiede seien auf leichte Nebenwirkungen vom Grad 1-2 zurückzuführen gewesen.
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Keine Unterschiede bei schweren Nebenwirkungen
Auch bei den schwerwiegenden Nebenwirkungen fanden die US-Forscher keine signifikanten Unterschiede. „Hier reichten die absoluten Differenzen von 0,01 bis 2 %“, schreiben sie.
In dieser gepoolten Analyse war die Behandlung mit einem Immuncheckpoint-Inhibitor innerhalb von 3 Monaten nach einer Strahlentherapie somit nicht mit einem erhöhten Risiko für schwere Nebenwirkungen assoziiert. Die Autoren um Anscher schlussfolgern daraus, dass es wahrscheinlich sicher ist, kurz nach einer Strahlentherapie eine Behandlung mit einem Immuncheckpointinhibitor durchzuführen.
Künftige Studien müssen Sicherheit verschiedener Therapieregimes bestätigen
Sie räumen allerdings ein, dass ihre Ergebnisse in gezielten prospektiven Studien bestätigt werden sollten. „Unser Ergebnisse könnten bei der Gestaltung künftiger Studien helfen, die Therapieregimes mit Kombinationen von Strahlentherapie und Immuncheckpoint-Inhibitoren – gleichzeitig oder sequenziell verabreicht - bei Patienten mit fortgeschrittenen Krebserkrankungen untersuchen.“ © nec/aerzteblatt.de
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