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Ausland

Coronakrise stürzt Millionen Menschen in Armut

Montag, 17. Januar 2022

/Alexander, stock.adobe.com

Berlin – Die Coronakrise hat die weltweite soziale Ungleichheit offenbar weiter verschärft – mit Folgen für Millionen von Menschen. Das schreibt die Organisation Oxfam in einem neuen Bericht anlässlich eines virtuellen Gipfels von Staats- und Regierungschefs unter der Schirmherrschaft des Weltwirtschafts­forum (WEF).

Während „die Profitlogik unserer Wirtschaft“ in der Pandemie dazu geführt habe, dass das Vermögen von allen Milliardären um „beispiellose fünf Billionen Dollar“ gestiegen sei, lebten mehr als 160 Millionen Menschen zusätzlich in Armut, schreibt Oxfam.

Als Maßnahmen gegen diese massive Unwucht fordert die Hilfs- und Entwicklungsorganisation vor allem, Konzerne und Superreiche stärker in die Verantwortung zu nehmen. Oxfam beklagt eine „struktu­relle wirtschaftliche Gewalt, mit zum Teil tödlichen Konsequenzen“.

So hätten im Zuge der Pandemie mindestens 13 Millionen Frauen Arbeit und Einkommen verloren, allein im Jahr 2020 beliefen sich ihre Verluste demnach auf mindestens 800 Milliarden Dollar (rund 700 Milli­ar­den Euro). Mehr als 20 Millionen Mädchen zusätzlich würden „nie wieder eine Schule besuchen“ und jeden Tag stürben „mindestens 15.000 Menschen, weil ihnen eine adäquate medizinische Versor­gung verwehrt ist“.

Für Menschen, die von Rassismus betroffen sind, sei das Risiko, an COVID-19 zu sterben, dabei „bis zu drei Mal größer als für weiße Menschen“, kritisierte Oxfam. „Und Menschen mit geringem Einkommen haben eine geringere Lebenserwartung als wohlhabende Menschen.“

Zudem seien zwar mittlerweile mehr als drei Milliarden Menschen zweifach gegen das Coronavirus geimpft, doch nur rund neun Prozent der Menschen in Ländern mit niedrigem Einkommen hätten min­destens eine Impfdosis erhalten. „Millionen Menschen, die hätten gerettet werden können, sind wegen der ungerechten Impfstoffverteilung an der Pandemie und ihren Folgen gestorben“, erklärte Oxfam.

Die Impfstoffe müssten als öffentliches Gut behandelt werden, auch weil Regierungen die Entwicklung der Vakzine mit viel Steuergeld gefördert hätten, forderte Oxfam. „Mindestens 120 Unternehmen welt­weit könnten in die Produktion einsteigen und ausreichend Impfstoffe zu erschwinglichen Preisen her­stellen, würde die Technologie global geteilt. Doch das verhindert der internationale Patentschutz.“

Das Aussetzen des Patentschutzes für Coronaimpfstoffe war in der Coronapandemie wiederholt gefor­dert worden. Pharmakonzerne und Länder wie Deutschland, in denen sie angesiedelt sind, argumentie­ren allerdings, Patente seien nicht das Haupthindernis bei der Erhöhung der Produktion. Zugleich warn­ten sie, dadurch würden Innovationen ausgebremst.

Neben „globaler Impfgerechtigkeit“ fordert Oxfam zudem, Konzerne und Superreiche stärker zu besteu­ern. Denn in der Pandemie hätten allein die zehn reichsten Männer der Welt ihr Vermögen verdoppelt. Ihre Vermögen seien von 700 Milliarden Dollar auf 1,5 Billionen Dollar angestiegen, was einem Durch­schnittszuwachs von 1,3 Milliarden Dollar pro Tag entspricht.

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) warnte angesichts des Oxfam-Berichts vor einer Gefährdung des sozialen Zusammenhalts. „Gegen diese skandalöse Entwicklung hilft nur eins: Reiche und Konzerne müssen stärker in die Verantwortung“, forderte DGB-Vorstandsmitglied Stefan Körzell. Er sprach sich für die Wiedereinführung der Vermögensteuer, eine grundlegende Überarbeitung der Erbschaftsteuer und eine wirksame Besteuerung von Konzernen aus. © afp/aerzteblatt.de

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