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Medizin

Transverse Myelitis: EMA lässt vor seltener Nebenwirkung von Vektor-basierten Impfstoffen warnen

Montag, 17. Januar 2022

/luiscarceller, stock.adobe.com

Amsterdam – Vereinzelte Berichte über eine transverse Myelitis, einer vermutlich immunvermittelten Entzündung des Rückenmarks, hat die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) bewogen, einen Hinweis in den Fachinformationen zu den beiden Vektor-basierten Impfstoffen Vaxzevria (AZD1222) von Astraze­neca und der COVID-19 Vaccine Janssen (Ad26.COV2.S) von Johnson & Johnson aufnehmen zu lassen. Die EMA macht auch neue Angaben zum Thrombose-Risiko VITT nach der Impfung mit Vaxzevria.

Bei der transversen Myelitis kommt es zu einer akuten Entzündung des Rückenmarks, die in Abhängigkeit von der Lokalisierung und Ausdehnung zu verschiedenen motorischen und/oder sensorischen Ausfällen führt, die querschnittförmig („transversus“) unterhalb der Läsionen auftreten.

Häufige Symptome sind Schmerzen, sensorische Probleme, eine Schwäche in den Beinen und möglicher­weise auch den Armen sowie Blasen- und Darmstörungen. Die Entzündungen sind häufig zeitlich be­grenzt und die Patienten erholen sich zumindest teilweise. Es kann jedoch zu weiteren Schüben kom­men.

Die transverse Myelitis kommt in jedem Lebensalter vor. Sie kann ohne erkennbaren Grund auftreten oder Teil einer Autoimmunerkrankung sein wie der Multiplen Sklerose. Auch Infektionen und Impfungen sind mögliche Trigger, SARS-CoV-2 macht da keine Ausnahme.

In den vergangenen zwei Jahren wurde vereinzelt über Patienten berichtet, die im Rahmen von COVID-19 eine transverse Myelitis entwickelten. Es hat allerdings auch Berichte über Impfkomplikationen gegeben. Dass sie auf die Vektorimpfstoffe beschränkt sind, spricht dafür, dass die verwendeten Adenoviren der Trigger für die vermutete Immunreaktion sind. Belegt ist dies allerdings nicht.

Nach den Recherchen der EMA sind weltweit 25 Fälle nach der Impfung mit Vaxzevria und 13 Fälle nach der Impfung mit der COVID-19 Vaccine Janssen aufgetreten. Der Pharmakovigilanzausschuss PRAC der EMA kam zu dem Schluss, dass ein kausaler Zusammenhang zwischen diesen beiden Impfstoffen und einer transversen Myelitis zumindest möglich ist („reasonable possibility“).

Das günstige Nutzen-Risiko-Profil beider Impfstoffe werde dadurch jedoch nicht verändert – angesichts von 1,391 Milliarden verimpften Dosen von Vaxzevria und von 33,58 Millionen Dosen der COVID-19 Vac­cine Janssen. Trotz der Seltenheit werden die Hersteller (auch zum Ausschluss einer Haftung) in Zukunft auf die seltene Komplikation hinweisen.

Eine weitere seltene Komplikation von vektorbasierten Impfstoffen ist eine Vakzin-induzierte immun­throm­botische Thrombozytopenie (VITT), die die EMA als Thrombose mit Thrombozytopenie (TTS) be­zeich­net. Auch hier sind vermutlich die Adenoviren für eine Immunreaktion verantwortlich.

Es kommt zur Bildung von Antikörpern gegen den Plättchenfaktor 4 (PF4) und ähnlich wie bei der Hepa­rin-induzierten Thrombozytopenie zu einer Aktivierung der Thrombozyten. Die Thromben entstehen häufig an atypischen Stellen (oder werden dort am ehesten mit der Impfung in Verbindung gebracht).

Die Komplikation war im Frühjahr des vergangenen Jahres aufgefallen, als jüngere Menschen an einer zerebralen Venen- und Sinusthrombose erkrankten. Thrombosen in den Venen der Eingeweide sind ebenfalls beschrieben.

Die VITT ist sicherlich häufiger als eine transverse Myelitis. Nach den Recherchen der EMA sind weltweit 1.809 VITT nach Impfung mit Vaxzevria bekannt, wobei die meisten Fälle (1.643) nach der ersten Dosis und weitaus weniger (166) nach der 2. Dosis aufgetreten sind. © rme/aerzteblatt.de

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