Medizin
Umbrella-Review: Schwache Evidenz für gesundheitliche Risiken der hormonellen Verhütung
Mittwoch, 2. Februar 2022
Kuala Lumpur – Ein Umbrella-Review von 58 Metaanalysen bestätigt die mit hormonellen Kontrazeptiva assoziierten Risiken und Vorzüge. Er zeigt aber auch, dass die Assoziationen zwischen hormoneller Verhütung und gesundheitlichen Risiken, etwa für Thrombosen, kardiovaskuläre Erkrankungen oder Krebs, nicht von qualitativ hochwertiger Evidenz gestützt werden, wie die Autoren in JAMA Network Open berichten (2022; DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2021.43730).
Hormonelle Verhütungsmethoden – sei es die Pille, die Spirale, ein Implantat oder ein Hormonpflaster – sind schon mit einem erhöhten oder auch reduzierten Risiko für eine Vielzahl von gesundheitlichen Folgen in Zusammengebracht worden, zum Beispiel Krebs, kardiovaskuläre Erkrankungen, Knochenbrüche oder gastrointestinale und metabolische Probleme.
In Studien variieren diese Risiken stark in Abhängigkeit von der Dosierung, der Art des Verhütungsmittels, der Anwendungsdauer sowie den Generationen und Rezepturen der hormonellen Kontrazeptiva. Diese Heterogenität hatte auch Einfluss auf die Ergebnisse von Metaanalysen.
Robuste Einstufung der Evidenz
„Metaanalysen sind zu widersprüchlichen Ergebnissen hinsichtlich der Sicherheit hormoneller Verhütungsmittel gekommen“, berichten Sharmila Brabaharan von der International Medical University, Kuala Lumpur, Malaysia, und ihre Kollegen. Dies habe eine robuste Einstufung der Evidenz erforderlich gemacht.
Eine solches „Grading“ der Evidenz erlauben Umbrella-Reviews. Sie fassen die Evidenz mehrerer Metaanalysen zusammen, indem sie die Sicherheit und die Genauigkeit der gefundenen Assoziationen sowie das Vorhandensein eines Bias ermitteln.
156 Assoziationen beschrieben
Der Umbrella-Review, den Brabaharan und ihre Kollegen durchführten, umfasst 58 Metaanalysen von randomisiert-kontrollierten Studien (RCTs) sowie von Kohortenstudien, in denen insgesamt 156 Assoziationen zwischen hormoneller Verhütung und Gesundheitsrisiken bei Frauen beschrieben werden.
Viele dieser Assoziationen erwiesen sich als nominell statistisch signifikant. Allerdings, betonen die Autoren, habe keine der Assoziationen mit negativen Endpunkten, etwa kardiovaskulären oder Krebserkrankungen, auf qualitativ hochwertiger Evidenz beruht.
Anders die Assoziation zwischen Levonorgestrel-freisetzenden Intrauterinpessaren (IUP) und dem Auftreten von endometrialen Polypen bei Therapien mit Tamoxifen (OR 0,22). Denn hier war die Evidenz von hoher Qualität und bestätigte sich auch in Subgruppenanalysen.
Schlechte Evidenz für erhöhtes Thromboserisiko
Was das häufig zitierte erhöhte Risiko für venöse Thromboembolien bei hormoneller Verhütung angeht, ergab der Review dafür initial durchaus überzeugende Evidenz. Wurden in einer Sensitivitätsanalyse allerdings kleine Studien und Studien mit hohem Biasrisiko und Evidenz von geringer Qualität ausgeschlossen, bleib nur noch eine „schwache Evidenz“ für den Zusammenhang zwischen venösen Thromboembolien und hormoneller Verhütung übrig. © nec/aerzteblatt.de
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