Hochschulen
Bonner Augenärzte implantieren Netzhaut-Chip
Mittwoch, 19. Januar 2022
Bonn – Ein Team um Frank Holz, Direktor der Augenklinik des Universitätsklinikums Bonn (UKB), hat einem Patienten mit fortgeschrittener trockener altersabhängiger Makuladegeneration (AMD) einen Netzhaut-Chip implantiert, um sein Sehvermögen zu erhalten.
Die AMD ist eine Sehstörung, die mit steigendem Lebensalter zunimmt und durch fortschreitende Beeinträchtigung des scharfen Sehens gekennzeichnet ist.
Während die neovaskuläre Form der AMD – auch feuchte AMD genannt – durch wiederholte Injektionen VEGF-Inhibitoren in das Auge mittlerweile gut behandelt werden kann, gibt es für die häufiger auftretende trockene Spätform laut der Arbeitsgruppe noch keine wirksame, zugelassene Therapie.
Unbehandelt verlieren die Patienten das Sehvermögen in der Netzhautmitte und sind beispielsweise nicht mehr in der Lage, Gesichter zu erkennen oder zu lesen. Die Bonner Augenärzte implantierten im Rahmen eines mikrochirurgischen Eingriffs einen zwei mal zwei Millimeter großen und 30 Mikrometer dicken Chip.
Die Implantation erfolgte im Rahmen einer internationalen klinischen Studie. Die Nachbeobachtung läuft über drei Jahre, wobei die Patienten ein Trainingsprogramm durchlaufen, um den Netzhautchip zu nutzen.
Sie tragen dabei eine eigens entwickelte Spezialbrille mit Kamera, über die der Chip die Bildsignale und Energie erhält. Die induzierten elektrischen Impulse stimulieren die verbliebenen neuronalen Zellen der Netzhaut.
„Mit diesem innovativen therapeutischen Ansatz besteht erstmals die Aussicht einer Sehverbesserung für die Patienten mit fortgeschrittener trockener altersabhängiger Makuladegeneration, für die es bisher noch keine zugelassene Therapie gibt“, sagte Holz, der die Operation durchgeführt hat. © hil/aerzteblatt.de

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