Medizin
CoronaVac und VLA2001: Wie gut schützen inaktivierte Impfstoffe vor Omikron?
Montag, 24. Januar 2022
New Haven/Connecticut und Nantes – Inaktivierte Impfstoffe können im normalen Kühlschrank gelagert werden, ihre Schutzwirkung ist jedoch häufig gering und ein Adjuvans zwingend notwendig.
Der Impfstoff CoronaVac von Sinovac, der innerhalb weniger Monate zur weltweit am häufigsten verwendeten Coronavakzine wurde, erzielt nach einer Laborstudie in Nature Medicine (2022: DOI: 10.1038/s41591-022-01705-6) keine Schutzwirkung gegen die SARS-CoV-2-Variante Omikron. Der Impfstoffkandidat VLA2001 dagegen bleibt nach Angaben des Herstellers Valneva wirksam.
Inaktivierte Impfstoffe bestehen aus abgetöteten Krankheitserregern, sind also der klassische Totimpfstoff. Viren werden heute vor allem chemisch mit Propiolacton inaktiviert. Dies führt zu einer Denaturierung der Eiweiße auf der Oberfläche. Sie verhindert einerseits eine Infektion der Zellen, weshalb Totimpfstoffe in aller Regel sicher sind. Auf der anderen Seite kann die Virusinaktivierung Antigene auf der Oberfläche verändern, was häufig die Schutzwirkung herabsetzt. Totimpfstoffe benötigen deshalb ein Adjuvans.
In den klinischen Studien war die Impfstoffwirksamkeit von CoronaVac geringer als die der in Europa und Nordamerika verwendeten mRNA-Impfstoffe. Hinzu kam, dass die Schutzwirkung vor COVID-19 zwischen 50 % in Brasilien und 84 % in der Türkei stark schwankte. Der Impfstoff, der in Europa und Nordamerika nicht zugelassen ist, wurde dennoch zur weltweit am häufigsten eingesetzten Coronavakzine. Zur Beliebtheit trug bei, dass er bei 2 bis 8°C plus gelagert werden kann. Außerdem waren die mRNA-Impfstoffe für viele Länder nicht verfügbar.
Virusvarianten können die Schutzwirkung von inaktivierten Impfstoffen weiter herabsetzen. Bei den Varianten Delta und Gamma war dies offenbar nur in geringem Maße der Fall. Die zahlreichen Veränderungen in der Variante Omikron könnten jedoch zu einem vollständigen Ausfall geführt haben.
Ein Team um Akiko Iwasaki von der Yale Universität in New Haven/Connecticut hatte bereits im Dezember Tests an Serumproben von 101 Personen durchgeführt, die in der Dominikanischen Republik mit CoronaVac geimpft worden waren. Die neutralisierende Wirkung gegen die Omikron-Variante war gleich 0.
Erst nach einer Auffrischung mit dem mRNA-Impfstoff BNT162b2 von Biontech/Pfizer war eine neutralisierende Wirkung nachweisbar. Sie fiel jetzt um 40 % stärker aus als nach 2 Dosierungen BNT162b2 in einer anderen Kohorte. Die neutralisierende Wirkung blieb jedoch 7,1-fach schwächer als gegen den Wildtyp und 3,6-fach schwächer als gegen die Delta-Variante.
zum Thema
- Abstract der Studie in Nature Medicine
- Pressemitteilung der Yale Universität
- Pressemitteilung von Valneva
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Hinzu kommt, dass 2 Dosierungen BNT162b2 nach derzeitiger Kenntnis keinen ausreichenden Schutz vor Omikron bieten. Nach Einschätzung von Iwasaki reicht ein einfacher Booster von BNT162b2 nicht aus, um die vielen Menschen, die weltweit in mindestens 48 Ländern eine Grundimmunisierung mit CoronaVac erhalten haben, vor Omikron zu schützen. Nach Ansicht der Forscherin wäre eine 2. Boosterung mit BNT162b2 erforderlich.
Zu einer anderen Einstufung kommt der Impfstoffhersteller Valneva aus Nantes in Frankreich, der derzeit einen inaktivierten Coronaimpfstoff für den europäischen Markt testen lässt. VLA2001 enthält gleich 2 Adjuvanzien (Alaun und CpG 1018). Die Seren von 30 Teilnehmern der Phase-1/2-Studie wurden in einem Pseudovirusassay auf ihre neutralisierende Wirkung untersucht.
Nach Angaben des Herstellers wiesen alle 30 Proben (100 %) neutralisierende Antikörper gegen den Wildtyp von SARS-CoV-2 auf. Insgesamt 26 Proben (87 %) erzielten auch eine neutralisierende Wirkung gegen die Omikron-Variante. Die neutralisierende Wirkung war jedoch um den Faktor 16,7 schwächer als gegen den Wildtyp. Bei der Delta-Variante wurde eine um den Faktor 2,7 schwächere neutralisierende Wirkung als gegen den Wildtyp gefunden. Der Hersteller hat inzwischen eine Phase-3-Studie abgeschlossen und hofft auf eine Zulassung durch die europäische Arzneimittelagentur (EMA) noch im 1. Quartal diesen Jahres. © rme/aerzteblatt.de

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