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Medizin

SARS-CoV-2: Antikörpertests bleiben auch 14 Monate nach einer Infektion positiv

Montag, 24. Januar 2022

/picture alliance, CHROMORANGE, Michael Bihlmayer

Langen – Antikörpertests können frühere Infektionen im Idealfall lebenslang nachweisen. Das Paul-Ehrlich-Institut hat 12 Tests zu SARS-CoV-2 über bis zu 14 Monate untersucht. Die meisten erwiesen sich nach den im Journal of Clinical Virology (2022; DOI: 10.1016/j.jcv.2021.105052) publizierten Ergebnisse als zuverlässig. Es wurden aber auch Unterschiede gefunden.

Antikörpertests werden vor allem in der Epidemiologie verwendet, um herauszufinden, ob Menschen sich in der Vergangenheit mit einem Erreger infiziert haben. Bei SARS-CoV-2 könnten Seroprävalenzstudien zeigen, wie viele Menschen bereits Kontakt mit dem Virus hatten und wie weit der Weg bis zur Herden­immunität noch ist.

Die Einsatzgebiete von Antikörpertests in der klinischen Medizin sind dagegen begrenzt. Bei Kindern, die an einem multisystemischen Entzündungssyndrom (MIS-C) erkrankt sind, zeigt ein positiver Antikörper­test, dass SARS-CoV-2 vermutlich der Trigger der Immunreaktion war. Bei Erwachsenen mit unklarer Anam­­­­­nese kann ein Antikörpertest klären, ob SARS-CoV-2 die Ursache einer früheren Atemwegsinfektion war. Bei Menschen mit Abwehrschwäche zeigt eine Serokonversion an, dass das Immunsystem auf eine Impfung reagiert hat. Für eine genauere Abschätzung ist jedoch ein Neutralisationstest notwendig. Er prüft, ob die Antikörper aus dem Serum tatsächlich in der Lage sind, die Viren von der Infektion von Zellen abzuhalten.

Für die Akutdiagnostik sind Antikörpertests von untergeordneter Bedeutung, da die Serokonversion in der Regel erst nach 15 bis 21 Tagen erfolgt. Die meisten Patienten sind dann bereits wieder auf dem Weg der Genesung, an der die Antikörper maßgeblich beteiligt sind. Neuerkrankungen werden heute zuver­lässig durch den Gennachweis mit der Polymerasekettenreaktion (PCR) diagnostiziert. Die PCR wird nach dem Ende der Virusreplikation wieder negativ, während ein Antikörpertest unter Umständen lebenslang posi­tiv bleibt.

Das Auftreten eines völlig neuen Krankheitserregers bot die Gelegenheit, den Verlauf der Antikörper­reaktion über die Zeit genau zu verfolgen. Dr. Heinrich Scheiblauer vom In-vitro-Diagnostikaprüflabor des Paul-Ehrlich-Instituts in Langen und Mitarbeiter konnten 828 Proben von 390 Patientinnen und Patien­ten untersuchen. Die ersten hatten sich bereits in der 1. Welle im Frühjahr 2020 infiziert. Das Team ver­glich Tests auf verschiedene Antikörperklassen (Gesamtantikörper, IgG, IgA, IgM), die gegen unter­schied­liche Zielantigene (Rezeptorbindungsdomäne, Spike- und Nukleoprotein) gerichtet sind. Untersucht wurde auch die Bindungsstärke der Antikörper am Antigen (Avidität).

Die besten Ergebnisse erzielten Gesamtantikörpertests, die mehrere Antikörpergruppen (polyvalente IgG und IgM) nachweisen. Diese Tests fielen mit zunehmendem Abstand zur Infektion immer häufiger positiv aus. Ihre Avidität stieg im Verlauf der Zeit an. Auch nach 430 Tagen war der Test bei allen Teilnehmern positiv (Sensitivität 100 %).

Surrogatvirusneutralisierungstests — sie bestimmen die Antikörper gegen die Rezeptorbindungsdomäne, die am ehesten eine neutralisierende Wirkung erzielen – blieben ebenfalls bis zu 430 Tage positiv. Tests, die jeweils nur einzelne Antikörperklassen (IgG, IgA oder IgM) nachweisen, waren dagegen nicht immer zuverlässig. Die Ausgangssensitivität war gering, und im Laufe der Zeit nahmen die Antikörpertiter ab. Die Testpositivität blieb jedoch über 430 Tage erhalten.

Bei Tests, die Antikörper gegen das Nukleoprotein nachweisen, kam es bereits nach 120 Tagen zu einem Abfall der Antikörperspiegel, was schließlich zum Verlust der Sensitivität führte.

Die Spezifität lag mit Ausnahme von IgA-Tests (96 %) für alle Tests bei über 99 %. Alle Serumproben aus der Zeit vor der Pandemie fielen negativ aus. Dies schließt eine Kreuzreaktivität gegen endemische hu­ma­­­­ne Coronaviren aus. In der klinischen Praxis kann bei einem negativen Test deshalb davon ausge­gangen werden, dass eine frühere Erkrankung nicht von SARS-CoV-2 verursacht wurde. © rme/aerzteblatt.de

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