NewsÄrzteschaftÄrzteverbände unterstützen Protest von MFA
Als E-Mail versenden...
Auf facebook teilen...
Twittern...
Drucken...

Ärzteschaft

Ärzteverbände unterstützen Protest von MFA

Dienstag, 25. Januar 2022

/picture alliance, Daniel Bockwoldt

Berlin – Viele Ärzteverbände unterstützen im Vorfeld einer morgigen Kundgebung des Verbandes Medizi­ni­scher Fachberufe (VMF) vor dem Brandenburger Tor in Berlin die Forderungen der Medizinischen Fach­angestellten (MFA) nach mehr Anerkennung ihrer Arbeit.

„Alle Beschäftigten im Gesundheitswesen arbeiten mit großem Engagement daran, die Herausforderun­gen der Coronapandemie zu bewältigen“, erklärte der Präsident der Bundesärztekammer (BÄK), Klaus Reinhardt. In der aktuellen Phase müssten die Kliniken weiter entlastet und möglichst viele Patienten im ambulanten Bereich versorgt werden.

Dafür setzen sich neben den Ärztinnen und Ärzten auch die Medizinischen Fachangestellten im besonde­ren Maße ein, so der BÄK-Chef. Es sei deshalb „richtig und angemessen“, MFA den Beschäftigten in Kran­kenhäusern gleichzustellen und ihnen für ihr Engagement in der Coronakrise eine steuerfinanzierte Coronaprämie in vergleichbarer Höhe zu zahlen.

„2020, 2021 wurden Boni an Kliniken und Pflegeeinrichtungen ausgeschüttet, 2022 sind weitere geplant. Nur das große Engagement der Beschäftigten in den Arzt- und Zahnarztpraxen in der Pandemie und ihre wertvollen Leistungen werden dauerhaft nicht anerkannt“, kritisierte Hannelore König vom Verband me­di­­­­zinischer Fachberufe.

Die Allianz Deutscher Ärzteverbände betonte, die rund 430.000 MFA spielten eine herausragende Rolle in der Impfkampagne. Sie seien für die Terminkoordination, Impfvor- und -nachbereitung und teils auch für die Impfung selbst im Rahmen der ärztlichen Delegation zuständig. Ohne sie seien funktionierende Pra­xis­­abläufe nicht denkbar.

„Es geht nicht nur um eine einmalige Zahlung an die MFA, sondern vor allem um Wertschätzung. Dieses Signal aus der Politik ist dringend nötig“, sagte der Sprecher der Allianz, Dirk Heinrich. Er ist auch Bun­des­vorsitzender des Virchowbundes. Man habe bereits bei der Pflege gesehen, was passiere, wenn einem Berufstand über Jahre hinweg die gesellschaftliche und finanzielle Anerkennung verweigert werde. Dieser Fehler dürfe sich nun nicht bei den MFA wiederholen.

Er warnte, der Fachkräftemangel bei medizinischen Fachberufen sei bereits heute spürbar. „Ein weiteres Ausbluten bedroht die ambulanten Versorgungsstrukturen. Diese Strukturen – das Netzwerk aus Haus- und Facharztpraxen – hat Deutschland vergleichsweise glimpflich durch die Pandemie gebracht. Wer jetzt die MFA im Regen stehen lässt, gefährdet auch diese einmalige Versorgungsstruktur“, so Heinrich.

Zu der Allianz Deutscher Ärzteverbände gehören neben dem Virchowbund der Berufsverband deutscher Internistinnen und Internisten (BDI), der Bundesverband der Ärztegenossenschaften, die Gemeinschaft fachärztlicher Berufsverbände (GFB), der Hartmannbund, Medi Geno Deutschland und der Spitzenver­band Fachärzte Deutschlands (SpiFa).

Auch die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) unterstützt die Forderungen der MFA. Diese leisteten in der Pandemie Außerordentliches – eine entsprechende Würdigung, insbesondere in Form eines Coro­na­­­­bonus, sei mehr als überfällig, hieß es aus der KBV. Es gehe insgesamt um eine öffentliche Wertschät­zung des Engagements.

Auch die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV) sowie die Bundeszahnärztekammer erklärten ihre Solidarität mit den MFA und den Zahnmedizinischen Fachangestellten (ZFA).

„Nicht erst seit Beginn von Corona stehen mehr als 200.000 ZFA und mehr als 400.000 MFA gemeinsam mit Zahnärzten und Ärzten in der ersten Reihe der ambulanten Versorgung. Dabei zählen ZFA zu den Be­rufsgruppen mit dem höchsten Expositionsrisiko im Zusammenhang mit COVID-19“, sagte der KZBV-Vor­standsvorsitzende Wolfgang Eßer.

„Sie leisten unfassbar viel – und das gehört natürlich auch staatlich anerkannt“, betonte Christoph Benz, Präsident der Bundeszahnärztekammer. © hil/aerzteblatt.de

Kommentare

Die Kommentarfunktion steht zur Zeit nicht zur Verfügung.
Avatar #88767
fjmvw
am Mittwoch, 26. Januar 2022, 14:57

KBV, BÄK, NAV et al: Nicht reden - machen!

Mit den Solidaritätsadressen gestehen die Verantwortlichen zu, dass den MFA zumindest eine höhere Anerkennung zusteht. Und Anerkennung drückt sich im Berufsleben über das Gehalt aus.

Aber wie sollen die Arbeitgeber der MFA, die Praxen der Niedergelassenen, höhere Gehälter zahlen, wenn die GOÄ seit über 25 Jahren nicht mehr an die Preisentwicklung angepasst wurde? Und wenn seit über 20 Jahren die Inflationsraten permanent deutlich über den Honorarsteigerungen für Vertragsärzte liegen?

Die Praxen der sogenannten Grundversorger liegen wirtschaftlich darnieder, weil die derzeitigen Honorare völlig unzureichend sind. Weil sie ihre MFA nicht angemessen bezahlen können, gehen die MFA. Deswegen bleibt auch der Nachwuchs aus.

Am Ende klagen alle dafür Verantwortlichen (Politiker, Kassen, Ärztefunktionäre) unisono über den zunehmenden Ärztemangel. Es gibt nur eine einzige Möglichkeit, den Ärztemangel zu beseitigen: Angemessene Honorare. Bezahlt die ärztlichen Leistungen angemessen und die Ärzte werden ihren MFA gerne die Gehälter zahlen, die die MFA verdienen.

Nur drüber zu reden, löst das Problem mit Sicherheit nicht.
LNS
LNS LNS LNS

Fachgebiet

Stellenangebote

    Weitere...

    Aktuelle Kommentare

    Archiv

    NEWSLETTER