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Medizin

COVID-19: Forscher finden mögliche Erklärung für mildere Verläufe durch die Omikron-Variante

Dienstag, 25. Januar 2022

/eydzhet Shabanov, stock.adobe.com

Frankfurt – Bei Labortests zur Wirksamkeit von Virustatika ist ein deutsch-britisches Forscherteam auf eine Schwachstelle von Omikron gestoßen. Die aktuelle Variante von SARS-CoV-2 ist dem Bericht in Cell Research (2022; DOI: 10.1038/s41422-022-00619-9) zufolge nicht in der Lage, die Interferonabwehr der infizierten Zellen auszubremsen.

Bei einer Infektion mit Viren bilden Zellen Interferone, die den Schaden begrenzen sollen. Die Interferone warnen benachbarte Zellen vor der drohenden Gefahr und sie alarmieren das Immunsystem. Die Abwehr ist so effizient, dass viele Infektionen im Keim erstickt werden. Virologen benutzen deshalb für ihre Ex­peri­mente gerne Verozellen. Diese Zellen sind nicht in der Lage, Interferone zu bilden, und können des­halb im Labor leicht infiziert werden.

Ein Team um Denisa Bojkova von der Universität Frankfurt verwendete bei ihren Experimenten dagegen die Zellkulturen Calu-3 und Caco-2, die Interferone bilden können. Dies ist bei SARS-CoV-2 kein Nachteil, da SARS-CoV-2 über eine effektive Abwehr von Interferonen verfügt. Die Forscher wollten an den Zellen die Wirksamkeit einiger Virustatika testen, darunter Molnupiravir (genauer sein aktiver Metabolit IDD-1931) und Nirmatrelvir, die in Europa vor der Zulassung stehen.

Zur Überraschung der Forscher war Omikron nur sehr begrenzt in der Lage, Calu-3 und Caco-2 zu infi­zieren, während die Delta-Variante die Zellen rasch abtötete. Verozellen ließen sich dagegen von beiden Varianten gleich gut infizieren. Die Forscher schließen daraus, dass Omikron anders als Delta nicht in der Lage ist, der Interferonantwort zu entgehen.

Das ist einerseits überraschend, da SARS-CoV-2 die Interferonantwort gleich über mehrere Mechanismen blockiert. Beteiligt sind die nicht-strukturellen Proteine 3, 6 und 14 sowie die Strukturproteine N (Nu­kleo­kapsid) und M (Membran). Alle diese Gene sind bei Omikron durch Mutationen verändert. Die For­scher vermuten, dass einige dieser Mutationen die Interferonabwehr von Omikron vermindert haben. Dies würde plausibel erklären, warum die Infektionen milde verlaufen, obwohl Omikron (vermutlich infolge der Mutationen im S-Gen für das Spikeprotein) leichter in die Zellen eindringen kann. Diese Hypothese müsste allerdings noch durch weitere Experimente bestätigt werden.

Die zweite gute Nachricht ist, dass die Mutationen die Wirksamkeit der Virustatika nicht herabgesetzt haben. Getestet wurden neben EIDD-1931 und Nirmatrelvir auch PF-07321332 (ein Paxlovid-Bestandteil), Riba­virin, Remdesivir, Favipravir, sowie die Proteasehemmer Nafamostat, Camostat und Aprotinin. Diese Mittel könnten deshalb, soweit sie sich in klinischen Studien als sicher und wirksam erweisen, auch bei In­fektio­nen mit Omikron eingesetzt werden. © rme/aerzteblatt.de

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