Politik
Vor Bundestagsdebatte bleiben Positionen zur Impfpflicht kontrovers
Dienstag, 25. Januar 2022
Berlin – Vor der ersten Debatte im Bundestag über die Einführung einer Coronaimpfpflicht haben Befürworter und Kritiker erneut ihre Positionen deutlich gemacht. Im Parlament steht morgen zunächst eine sogenannte Orientierungsdebatte auf der Tagesordnung.
Danach wollen Abgeordnete mehrere Gruppenanträge vorlegen, über die im Februar und März weiter beraten werden soll. Zur Debatte stehen bislang eine Impfpflicht für alle Erwachsenen, die für eine Impfung in Frage kommen und ein Nein zur Impfpflicht.
Darüber hinaus soll es einen Vorschlag für ein Stufenmodell geben, dass in einem ersten Schritt eine verpflichtende Impfaufklärung vorsieht. Sollte sich innerhalb einer vorgegebenen Zeit nach der Einführung der verpflichtenden Impfaufklärung die erforderliche Impfquote nicht einstellen, soll im zweiten Schritt eine Impfnachweispflicht ab 50 Jahren folgen.
Eine Impfnachweispflicht für Bürger über 50 sei verfassungsrechtlich einfacher zu rechtfertigen, weil schwere Verläufe typischerweise bei älteren Menschen auftreten und die altersbezogene Impfnachweispflicht somit ein milderes Mittel zur allgemeinen Impfnachweispflicht darstelle, teilte heute die Gruppe um die beiden Gesundheitspolitiker Andrew Ullmann (FDP) und Kordula Schulz-Asche (Grüne) mit.
Grünen-Fraktionschefin Britta Haßelmann sagte heute in Berlin, sie halte die allgemeine Impfpflicht zum Schutz vulnerabler Gruppen für sinnvoll. Sie begrüßte angesichts der Bedenken gegen die Impfpflicht in Teilen der Bevölkerung, dass es draüber eine breite Debatte geben solle.
Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt (Grüne) drängte im Portal t-online.de auf eine Impfpflicht für alle ab 18 Jahre, da sonst der Anteil der Geimpften zu gering bleibe, um die Pandemie zu überwinden. „Wir müssen eine Impfquote von weit über 90 Prozent erreichen“, sagte die Grünen-Politikerin.
Unions-Fraktionschef Ralph Brinkhaus forderte beim Thema Impfpflicht erneut eine Vorgabe durch die Bundesregierung. Zur Meinungsbildung in seiner eigenen Fraktion äußerte er sich in Berlin nicht, stellte aber klar, CDU und CSU würden für die Ampelregierung „nicht Stützfraktion sein“. Auf jeden Fall sei ein Impfregister notwendig.
FDP-Fraktionschef Christian Dürr verwies darauf, dass es in seiner Fraktion unterschiedliche Positionen zur Impfpflicht gebe. Deren Vertreter würden morgen auch jeweils in der Debatte zu Wort kommen. Die Impfpflicht sei eine schwierige „medizinethische Frage, die von allen Seiten abzuwägen ist“. Dürr mahnte die Union, sich an der inhaltlichen Debatte zu beteiligen.
aerzteblatt.de
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Linken-Fraktionschefin Amira Mohamed Ali ging auf Distanz zu einer Impfpflicht. Es müssten die Erfahrungen mit der aktuellen Omikron-Variante berücksichtigt werden, sagte sie in Berlin. „Um das Infektionsgeschehen wirksam einzudämmen, wirkt die Impfung nicht so effektiv", gab sie zu bedenken. Allerdings bleibe es gleichwohl wichtig, die Impfquote zu erhöhen.
Ethikrat-Mitglied Franz-Josef Bormann plädierte für eine altersbezogene Regelung: Eine nach Risiko gestaffelte Impfpflicht – also zum Beispiel eine Impfpflicht ab 50 Jahren – lasse sich „ethisch leichter begründen als eine allgemeine Impfpflicht“, sagte Bormann der Rheinischen Post. Bei einer allgemeinen Impfpflicht stelle sich „schnell die Frage nach der Verhältnismäßigkeit“.
Dagegen unterstützte Diakonie-Präsident Ulrich Lilie die allgemeine Impfpflicht für alle Erwachenen. Diese sei nach Einschätzung vieler Expertinnen und Experten „der Weg aus der Pandemie“. Daher sei sie richtig, „auch wenn sie für etliche Menschen einen harten Einschnitt bedeutet“, erklärte Lilie.
Für eine allgemeine Impfpflicht haben sich wiederholt auch Bundeskanzler Olaf Scholz und Gesundheitsminister Karl Lauterbach (beide SPD) ausgesprochen. Beide warben jedoch für eine freie Abstimmung im Parlament. © afp/aerzteblatt.de

Zeitpunkt für generelle Impfpflicht verpasst
Liegt die vollständige Impfquote bei allen MitarbeiterInnen im Krankheits-, Gesundheits- und Betreuungswesen im Zielbereich von 90+ Prozent, hieße eine gesetzliche, selektive Impfpflicht in diesen Branchen und Bevölkerungsteilen "Eulen nach Athen tragen".
Den Zeitpunkt für die Einführung einer generellen Impfpflicht hat die Bundesregierung nicht nur m.E. verpasst:
1. Je höher die freiwillige Impfquote, desto geringer ist die juristische Legitimation für eine generelle Impfverpflichtung der gesamten Bevölkerung ab 18 Jahren.
2. Eine substanzielle Berechnung von Kosten, Nutzen, Risiken, Vor- und Nachteilen bzw. bio-psycho-sozial-kulturellen Auswirkungen, auch im Sinne einer Umweltverträglichkeitsprüfung steht noch aus.
3. Bund und Länder haben es bisher sträflich versäumt, speziell in den Neuen Medien (TicToc, Instagram, Twitter, Facebook, Telegram usw. ) aktiv auf Vorteile/Sicherheit/Verfügbarkeit der freiwilligen Anti-Corona-Impfungen hinzuweisen.
4. Bund- und Länder-Regierungen haben irreführend auf einen angeblich zu erwartenden Totimpfstoff verwiesen und grob fahrlässig unterlassen darauf hinzuweisen, dass a l l e, auch m-RNA- und Vektor-Vakzine, reine Totimpfstoffe sind.
5. Eine Befriedung z.T. fantisch-verblendeter, irrationaler und aufrührerischer Impfgegnerschaft ist derzeit nicht in Sicht.
Beide gesellschaftlichen Gruppen stehen sich derart unversöhnlich gegenüber, dass eine allgemeine Impfpflicht durchzusetzen immer unwahrscheinlicher wird.
Mf+kG, Ihr Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund

Längsschnitt-Studie aus den USA
- Alter über 65 Jahre und Adipositas (adjustiertes Odds Ratio [aOR] 3,2)
- Immunsuppression (aOR 1,9)
- chronische Lungen-Erkrankung (aOR 1,7)
- Leber- (aOR 1,7)
- Nieren (aOR 1,6)
- Neuro-Krankheiten (aOR 1,5)
- Diabetes (aOR 1,5)
- kardiale Erkrankungen (aOR 1,4)
Verimpft wurde Comirnaty®, Spikevax®, Johnson & Johnson-Vakzine.
- 1,2 Millionen Geimpfte
- 2.246 Erkrankte (0,2%)
- 189 schwer krank (0,02%) [Atemversagen/nichtinvasive Beatmung/Aufnahme Intensiv]
- 36 Sterbefälle (0,003%).
Die Autoren empfehlen bei Risikofaktoren Auffrischimpfung, gute Behandlung der Grunderkrankung, Expositionsvermeidung, Einhaltung von AHA-L-Regeln.
Bei Infektion der Patienten sollten medikamentöse Therapien schwere Verläufe verhindern, wie neutralisierende Antikörper/antivirale Medikamente wie Molnupiravir/Paxlovid
C. Yek et al; Risk Factors for Severe COVID-19 Outcomes Among Persons Aged >/=18 Years Who Completed a Primary COVID-19 Vaccination Series — 465 Health Care Facilities, United States, December 2020–October 2021; Weekly (2022); 71(1);19–25; DOI: http://dx.doi.org/10.15585/mmwr.mm7101a4
Zusammenfassung:
- 1,2 Mio Geimpfte
- 2.246 erkrankt (0,2%)
- 189 schwerer Krankheitsverlauf (0,02%)
- 36 starben (0,003%)
Neutralisierende Antikörper/antivirale Medikamente Molnupiravir/Paxlovid verhindern dies: MMWR Morb Mortal Wkly Rep 2022; 07.01.
8 Faktoren für schwere Impfdurchbrüche: Mind. 1 bei jedem Schwerkranken, ca. 4 bei tödlichem Verlauf.
- Über 65/Adipositas
- Immunsuppression
- Lungen-
- Leber-
- Nieren-
- Neuro-Krankheiten
- Diabetes
- Herzkrankheiten.
Mf+kG, Dr. med. Thomas G. Schä

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