Medizin
Studie: Zwei Drittel der positiv Getesteten in England waren zuvor bereits infiziert
Mittwoch, 26. Januar 2022
London – In Großbritannien waren zum Höhepunkt der Omikron-Welle etwa 4,5 % der Bevölkerung aktuell mit SARS-CoV-2 infiziert. Für einen erstaunlich hohen Anteil der Infizierten war es in einer repräsentativen Studie bereits der 2. positive Test.
Das britische Gesundheitsministerium lässt monatlich die aktuelle Zahl der Infektionen in einer Querschnittstudie prüfen. Die 17. Runde fand ab Anfang Januar statt, als die bestätigten Infektionen ihren bisherigen Höhepunkt erreicht haben.
Für die „REal-time Assessment of Community Transmission-1“ (REACT-1) wird jeweils eine (andere) repräsentative Stichprobe angeschrieben und gebeten, einen selbst entnommenen Abstrich für einen PCR-Test einzuschicken. Die Tests erfolgen also unabhängig davon, ob die Teilnehmer Symptome haben oder nicht. Die Ergebnisse liefern deshalb genauere Zahlen über die aktuelle Ausbreitung der Viren, als die gemeldeten COVID-19-Fälle.
In jeder Runde werden etwa 100.000 PCR-Tests durchgeführt. In der 17. Runde, die zwischen dem 5. und 20. Januar durchgeführt wurde, war 1 von 23 Tests positiv. Die Punktprävalenz betrug 4,1 % (95-%-Konfidenzintervall 4,25 % bis 4,56 %). Die Gesamtzahl aller Einwohner, die sich in der Omikron-Welle infiziert haben oder werden, dürfte höher sein, da die Teilnehmer nur zu einem Zeitpunkt getestet wurden. Einige haben die Infektion vielleicht schon überstanden, anderen steht sie wohl noch bevor.
Die Punktprävalenz von 4,1 % bedeutet einen deutlichen Anstieg gegenüber dem Dezember, als 1,40 % der Teilnehmer aktuell infiziert waren. Am höchsten ist die Prävalenz derzeit in der Altersgruppe der 5- bis 11-Jährigen mit 7,81 %, am niedrigsten war sie mit 2,43 % bei den 75-Jährigen. In der letzteren Altersgruppe ist es jedoch gegenüber dem Dezember zu einem Anstieg um den Faktor 12 gekommen.
Da die Impfquote bei den Senioren in England sehr hoch ist, deutet der Anstieg auf eine Zunahme von Durchbruchinfektionen hin. Tatsächlich gaben fast 2/3 (64,6 %) der Infizierten an, dass es für sie nicht die 1. Infektion mit SARS-CoV-2 ist.
Das Team um Paul Elliott von Imperial College London weist allerdings darauf hin, dass es die Angaben der Teilnehmer nicht überprüfen kann, da in jeder Runde andere Menschen teilnehmen und deshalb keine Langzeitergebnisse vorliegen.
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Elliott befürchtet, dass die hohe Rate von Infektionen bei den Senioren zu einem Anstieg der Hospitalisierungen führen kann. Auch hierzu kann die Studie keine Angaben machen. Die Zahl der gemeldeten Todesfälle ist in England zuletzt trotz der Zunahme der Infektionen konstant geblieben.
In der 17. Runde der REACT-Studie fiel der PCR-Test bei 4.011 vom 100.607 Teilnehmern positiv aus. Elliott gibt die adjustierte Prävalenz mit 4,41 % an (sie berücksichtigt Unterschiede der Stichprobe zur Gesamtbevölkerung).
Bei 1.406 positiven Abstrichen wurde das Erbgut von SARS-CoV-2 erfolgreich sequenziert. Zu 99 % wurde die Omikron-Variante gefunden. Die anderen waren zumeist mit Delta infiziert. Die neue Variante BA.2 wurde bei 6 Personen nachgewiesen. © rme/aerzteblatt.de

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