Medizin
Infektionsverläufe: Einfluss genetischer Faktoren
Donnerstag, 17. Februar 2022
Köln – Nach Kontakt mit einem Erreger reagieren Menschen unterschiedlich sowohl in Bezug auf die Infektionsempfänglichkeit als auch auf den -verlauf. Klassische Risikofaktoren können diese Unterschiede nur zum Teil erklären.
Eine Autorengruppe um Kerstin Ludwig von der Uniklinik Bonn geht im Deutschen Ärzteblatt daher der Frage nach, inwieweit die Variabilität durch genetische Faktoren beeinflusst wird (DOI: 10.3238/arztebl.m2022.0105).
Dazu hat das Autorenteam die Ergebnisse von Studien zur Wirtsgenetik bei Infektionskrankheiten mit Fokus auf die Erreger SARS-CoV-2, Influenzaviren, Mycobacterium tuberculosis und humanes Immundefizienzvirus (HIV) ausgewertet.
So haben bei einer HIV-Infektion zum Beispiel Varianten in Genen des Haupthistokompatibilitätskomplexes und eine häufige Funktionsverlustvariante im HIV-Co-Rezeptor CCR5 eine Wirkung auf den Krankheitsverlauf. Bei COVID-19 und Influenza sowie Tuberkulose sind seltene monogene Varianten der Interferonimmunabwehr an schweren Krankheitsverläufen beteiligt. Schätzungsweise 1,8 % der lebensbedrohlichen COVID-19-Verläufe bei männlichen unter 60-Jährigen werden auf eine Defizienz im Toll-like-Rezeptor 7 zurückgeführt.
Die Erkenntnisse zu genetischen Faktoren des Wirts haben bereits zur Entwicklung von Medikamenten beigetragen. In Einzelfällen werden genetische Informationen auch für individuelle Therapieentscheidungen und zur Identifikation von Personen mit besonderen Risiken genutzt.
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Das Autorenteam geht davon aus, dass ein umfassendes Verständnis der Wirtsgenetik die Patientenversorgung bei Infektionskrankheiten verbessert. Künftig werde dies durch die Zusammenfassung von genetischen Varianten in polygenen Risikoscores über Einzelfälle hinaus möglich sein. Um dies zu erreichen, seien standortübergreifende Studien notwendig, die klinische, infektiologische und genetische Informationen kombinieren.
Infektionskrankheiten, so die Autorengruppe weiter, werden auch in Zukunft eine Herausforderung sein, unter anderem aufgrund des Auftretens neuer Pathogene, zunehmender Resistenzen sowie des weltweit ungleich verteilten Zugangs zu Impfstoffen und Medikamenten. © Se/aerzteblatt.de
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