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Politik

Expertenrat mahnt an, Kindeswohl in den Blick zu nehmen

Freitag, 18. Februar 2022

/Raul Mellado, stock.adobe.com

Berlin – Der Coronaexpertenrat der Bundesregierung hat dazu angeraten, dem Wohl von Kindern in der Pandemie eine hohe Priorität einzuräumen. „Die Pandemie belastet Kinder und Jugendliche aus vielfälti­gen Gründen besonders stark“, teilte der Expertenrat in seiner siebten Stellungnahme in Berlin mit.

„Dies schließt zum einen, wenn auch in geringerem Ausmaß als in anderen Altersgruppen, die primäre Krankheitslast durch die SARS-CoV-2-Infektion selbst ein“, hieß es. Besonders schwerwiegend sei aller­dings die sekundäre Krankheitslast durch psychische und physische Erkrankungen der Kinder und Jugendlichen.

Sie würden ausgelöst etwa durch Lockdownmaßnahmen, Belastungen in der Familie wie Angst, Krank­heit, Tod oder Existenzverlust, Verlust an sozialer Teilhabe oder an Planungssicherheit. „Besonders be­troffen davon sind Kinder aus sozial benachteiligten Familien.“

Kinder müssten vor Infektionen und vor Erkrankungen infolge der Pandemie gleichermaßen geschützt werden. Das Gremium sprach sich dafür aus, eine interministerielle Arbeitgruppe mit Vertretern der In­teressen von Kindern und Jugendlichen wieder einzusetzen und daran auch die Schüler zu beteiligen. „Deren Empfehlungen sollen in Maßnahmen auf Bundes- und Länderebene münden.“

Zugangsbeschränkungen, die einen Großteil der Kinder und Jugendlichen vom Besuch altersgerechter Freizeitangebote ausschlössen, müssten auf Bundes- und Länderebene entfallen, soweit es die pandemi­sche Lage erlaube.

„Die aktuellen Regelungen für Kinder und Jugendliche unterscheiden sich drastisch und scheinbar willkürlich zwischen den Bundesländern.“ Die Länder sollten die Regeln einheitlich und nach dem Prinzip der maximal möglichen Teilhabe gestalten.

Der Expertenrat begrüßte, dass Coronaimpfstoffe für Kinder ab fünf Jahren zugelassen seien. Die voll­ständige Teilhabe von Kindern und Jugendlichen an Bildung, Kultur und anderen Aktivitäten des sozialen Lebens dürfe jedoch nicht vom Impfstatus abhängig gemacht werden.

„Die Impfung der Kinder und Ju­gendlichen kann einen Beitrag dazu leisten, die Sozialsysteme Schule, Kita sowie Freizeit- und Sport­angebote zu stabilisieren“, erklärte das Gremium. „Sie ersetzt nicht das Schließen von Impflücken bei Erwachsenen.“

Die Experten erklärten, dass die Krankheitslast der Kinder und Jugendlichen durch eine akute Infektion mit dem Coronavirus im Vergleich zu Erwachsenen geringer sei. Dennoch könnten auch Kinder und Ju­gendliche, insbesondere mit Vorerkrankungen und Risikofaktoren, schwer erkranken.

Neben der akuten Krankheit werde im Kinder- und Jugendalter in seltenen Fällen mehrere Wochen nach einer Infektion das Entzündungssyndrom PIMS beobachtet, das bei einem Teil der Betroffenen intensiv­me­dizinisch behandelt werden müsse.

Seit Pandemiebeginn seien im Register der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie aus über der Hälfte aller deutschen Kinderkliniken insgesamt etwa 700 PIMS-Fälle gemeldet worden. „Die tatsächliche Zahl wird aufgrund der annehmbaren Untererfassung höher liegen.“

Dem Coronaexpertenrat zur Beratung der Bundesregierung gehört auch Michael Meyer-Hermann, Leiter der Abteilung System-Immunologie am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung, an. Der betonte heute in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), dass das wichtigste Ziel die Offenhaltung der Schulen sei.

Die Kinder belasteten Planungsunsicherheit und ständige Neuerungen bei den Coronaregeln. Es müsse darum gehen, die Schulen „stabil und gleichmäßig“ offen zu halten. Lockerungsmaßnahmen dürften die­ses Ziel nicht gefährden. Dazu gehöre auch die Frage, ob Masken von Kindern getragen werden sollten.

Lauterbach wies darauf hin, dass der Schutz der Kinder „sehr wichtig“ sei. „Ich ärgere mich darüber, wenn geschrieben wird, dass die Infektionen bei Kindern unbedenklich oder sogar unbedenklicher als Impfun­gen seien“, sagte er. „Das ist beides schlicht falsch.“ Man dürfe keine Durchseuchung zulassen, das sei „medizinisch nicht akzeptabel“.

Der Bundesgesundheitsminister warnte vor einem kompletten Aufgeben der Coronaschutzmaßnahmen in den Schulen. Wie bei Erwachsenen gelte es, auch die Kinder in einen „geschützten Raum hinein“ mit­zunehmen und „nicht eine Durchseuchung in den letzten Monaten bis zum besseren Wetter“ zuzulassen, sagte der SPD-Politiker. Die Bundesregierung fordere weiter zu einem guten Schutz der Kinder auf. Dazu zählten bei den gerade noch hohen Inzidenzen natürlich auch Masken. © dpa/may/aerzteblatt.de

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