Medizin
Studie: Feinstaub vermindert Motilität von Spermien
Montag, 21. Februar 2022
Shanghai – Die Partner von chinesischen Frauen, die sich wegen eines unerfüllten Kinderwunsches an eine Fertilitätsklinik gewandt hatten, wiesen häufiger eine niedrige Spermienmotilität auf, wenn sie aus Gegenden mit einer hohen Feinstaubbelastung der Luft kamen, wie Mediziner in JAMA Network Open (2022; DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2021.48684) berichten.
Immer mehr junge Paare haben Probleme, sich ihren Kinderwunsch zu erfüllen. Bei jeder 10. Frau vergeht mehr als 1 Jahr bis zur erhofften Schwangerschaft. In etwa der Hälfte der Fälle ist die Ursache beim Mann zu suchen, weshalb ein Spermiogramm zur Standarduntersuchung an jeder Fertilitätsklinik gehört. An der 9. Volksklinik in Shanghai wurde die Untersuchung zwischen 2013 und 2019 bei mehr als 30.000 Männern durchgeführt.
Ein Team um Jing Cai von der Fudan Universität in Shanghai hat die Ergebnisse der Spermiogramme mit der Feinstaubkonzentration der Luft an der Messstation verglichen, die dem Wohnort des Mannes am nächsten war. Die Belastung mit PM2,5 bis PM10 ist in China vielerorts deutlich höher als in Deutschland.
Während hierzulande die Jahresmittelwerte beim PM2,5 außer in der Nähe verkehrsreicher Straßen mittlerweile bei unter 20 µg/m3 liegen, wurden die Patienten der Fertilitätsklinik in Shanghai mit median 46,05 µg/m3 exponiert, wobei es große Unterschiede gab mit einer Standardabweichung von 21,07 µg/m3. Bei dem gröberen Feinstaub PM10 war die Exposition mit 72,43 µg/m3 noch höher.
Die großen Unterschiede erleichtern es, in epidemiologischen Studien Zusammenhänge herauszufinden, und tatsächlich hatten die Männer aus den Gebieten mit den höchsten Feinstaubexpositionen die schlechteste Spermienqualität.
Die Zahl und Konzentration der Spermien war zwar nicht vermindert. Die für die Befruchtung erforderliche Beweglichkeit war jedoch herabgesetzt. Mit jedem Quartil der PM2,5-Exposition nahm die Motilität um 3,60 % ab, wobei die Assoziation bei einem 95-%-Konfidenzintervall von 3,26 % bis 3,93 % signifikant war.
Bei der PM10-Exposition verloren die Spermien pro Quartil 2,44 % ihrer Beweglichkeit (1,96 % bis 2,91 %). Im Feinstaubbereich von zwischen PM2,5 und PM10 war der Rückgang mit 0,45 % (0,14 % bis 0,76 %) etwas geringer, aber immer noch signifikant. Ein Rückgang war auch bei der progressiven „zielgerichteten“ Beweglichkeit der Spermien zu beobachten.
Da die Motilität der Spermien ein entscheidender Faktor für die Fruchtbarkeit ist, könnten die Ergebnisse einen negativen Einfluss des Feinstaubs auf die Fertilität anzeigen. Eine Kausalität lässt sich trotz einer Dosis-Wirkungsbeziehung allerdings nicht herstellen. Es könnte sein, das Männer aus den stärker umweltbelasteten Regionen auch aus anderen Gründen einen ungesünderen Lebensstil haben.
Die Forscher konnten allerdings einige Faktoren wie ethnische Zugehörigkeit, Alter, Bildungsniveau, Body-Mass-Index, Rauchen, Alkoholkonsum, Jahreszeit der Samenentnahme, Abstinenzzeitraum, Temperatur, relative Luftfeuchtigkeit und gasförmige Schadstoffe berücksichtigen. Es fehlten Angaben zur Ernährung. Die Studie macht auch keine Angaben über die Auswirkungen der Motilitätsstörungen auf den Kinderwunsch des Paares. © rme/aerzteblatt.de
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