Ärzteschaft
HNO-Ärzte plädieren für Hörscreening ab 50 Jahren
Montag, 28. Februar 2022
Neumünster – Anlässlich des Welttages des Hörens am 3. März fordert der Deutsche Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte mehr Anstrengungen bei der Früherkennung von Hörstörungen. Angesichts einer hohen Zahl an Menschen mit einer unbehandelten Schwerhörigkeit und den damit verbundenen gesundheitlichen, sozialen und ökonomischen Folgen sei ein gesetzliches Hörscreening ab 50 Jahren dringend notwendig, konstatierte der Präsident des Berufsverbandes Dirk Heinrich.
„Wir wissen auf Grundlage von Forschungsdaten, dass Schwerhörigkeit einer der größten beeinflussbaren Risikofaktoren für eine Demenzerkrankung ist. Gleichzeitig sind sich die meisten Menschen ihrer Hörstörung nicht bewusst. Ein Hörscreening ab der Lebensmitte wäre ein wichtiger Schritt, um Millionen Menschen ein gesundes Altern zu ermöglichen“, appellierte Heinrich.
Besonders ab einem Alter von 50 Jahren steige die Zahl an Schwerhörigen rapide, ergänzt Jan Löhler. Der Grund hierfür liege oft in einer Presbyakusis, also einer altersbedingten Schwerhörigkeit, so der Direktor des Wissenschaftlichen Instituts für angewandte HNO-Heilkunde (WIAHNO). „Durch sie kommt es zu lebenszeitbedingten degenerativen Prozessen im Bereich des Innenohres. Da die Veränderung in der Regel schleichend verläuft, wird der Hörverlust allzu oft nicht wahrgenommen und nicht ärztlich behandelt“, erklärte der HNO-Experte.
Untersuchungen zeigten, dass nur etwa 20 Prozent aller Personen ab 65 Jahren mit einer mittleren bis hochgradigen Hörstörung sich selbst als höreingeschränkt bezeichnen. Auch der Anteil der adäquat versorgten Menschen sei erschreckend niedrig, so Löhler weiter. „Nur circa 30 Prozent der Bedürftigen tragen Hörgeräte.“
Die Gesamtzahl an Menschen mit einer Hörminderung in Deutschland sei darüber hinaus nicht genau bekannt. Schätzungen gehen von circa 15 Millionen Menschen aus, die hierzulande an einer relevanten Schwerhörigkeit leiden.
„Es fehlen bis heute belastbare Daten zur Prävalenz der Schwerhörigkeit. Es wäre ein erster, wichtiger Schritt, diese Forschungslücke zu schließen und dem Thema Hörgesundheit den nötigen Stellenwert zukommen zu lassen“, erläuterte Löhler. © EB/aerzteblatt.de
