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Medizin

Intrazelluläre reverse Transkription von mRNA-Impfstoffen bleibt fraglich

Dienstag, 1. März 2022

/petarg, stock.adobe.com

Malmö – Um die Mechanismen von impfstoffbedingten Nebenwirkungen besser zu verstehen führten schwedische Wissenschaftler in vitro Experimente an menschlichen Karzinomleberzelllinien durch (Current Issues in Molecular Biology 2022; DOI: 10.3390/cimb44030073). Sie wollten im speziellen herausfinden, ob mRNA-Impfstoffe am Beispiel von BNT162b2 endogene Mechanismen zur reversen Transkription aktivieren können.

Zuvor zeigten pharmakologische Experimente mit radioaktiv markiertem Impfstoff im Vorfeld der Zulassung von BNT162b2 bei Mäusen und Ratten nach intramuskulärer Injektion, dass innerhalb von 8-48 Stunden danach der Bereich der Injektionsstelle und die Leber zu den Hauptverteilungsbereichen von BNT162b2 zählten.

Außerdem wurde BNT162b2 in der Milz (<1,1%), den Nebennieren (<0,1%) sowie in den Eierstöcken und Hoden (<0,1%) nachgewiesen. Reversible hepatische Nebenwirkungen wurden ebenfalls schon beschrie­ben, zum Beispiel vergrößerte Leber sowie erhöhte Spiegel von Gamma-Glutamyltransferase (γGT), Aspartat-Aminotransferase (AST) und alkalische Phosphatase (ALP).

In der aktuellen Studie wurden menschliche Karzinomleberzelllinien (Huh7) mit dem COVID-19-mRNA-Impfstoff BNT162b2 exponiert. PCR-Analysen ergaben, dass innerhalb von 6 Stunden BNT162b2 mRNA intrazellulär umtranskribiert und in die DNA integriert würden. Daran beteiligt sei die endogene reverse Transkriptase LINE-1, dessen Gen- und Proteinexpression durch BNT162b2 getriggert werde.

Daher sei es wichtig, die Wirkung von BNT162b2 auf andere Zelltypen und Gewebe sowohl in vitro als auch in vivo weiter zu untersuchen, schlussfolgern die Studienautoren.

Diese Arbeit wurde in vielen Punkten zum Beispiel auf Twitter scharf kritisiert (siehe Kasten). Erstens sei die Durchführung der Experimente an nur einer einzigen menschlichen Zelllinie unzureichend und ließe keine Rück­schlüsse in Bezug auf geimpfte Menschen zu. Selbst wenn diese Mechanismen in einzelnen Zellen geschähen, sei es angesichts der ständigen Reparaturprozesse im Körper ein bleibender Schaden extrem unwahrscheinlich.

Zudem sei in den Experimenten mit relativ hohen Impfstoffkonzentrationen gearbeitet worden. Die BNT162b2-Suspension wurde in Zellkulturmedien zugegeben, die Endkonzentrationen von 0,5, 1,0 oder 2,0 μg/ml erreichten.

Außerdem seien PCR-Analysen nicht ausreichend für einen Nachweis der Integration ins Genom. Auch weil die Primerlänge (444 Nukleotide) für die PCR-Analysen nur ein Teil der BNT162b2 mRNA-Sequenz (4284 Nukleotide) widerspiegelten, wäre nicht klar, was genau außer diesem Segment umgekehrt transkribiert wurde.

Stattdessen wären Sequenzierungsmethoden, die auch den genomischen Kontext berücksichtigten oder FISH (spezifische Hybridisierung mit fluoreszenzmarkierten DNA-Sonden, die per Fluoreszenzmikro­skopie erkannt werden können) sinnvoller gewesen. © CW/aerzteblatt.de

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