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Politik

Digitalisierungs­experten: Große Potenziale für bessere Versorgung werden verschenkt

Mittwoch, 9. März 2022

/leowolfert, stockadobecom

Berlin — Erheblichen Rückstand Deutschlands bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens hebt das neue Jahresgutachten der Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) hervor, das heute in Berlin der Forschungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) übergeben wurde.

Im internationalen Vergleich liege Deutschland bei der Digitalisierung weit hinter anderen europäischen Ländern zurück, so die Experten. Gerade die aktuelle Coronakrise habe aufgezeigt, dass das deutsche Gesundheitssystem massive Defizite bei der Digitalisierung aufweist. Der Ausbaustand sei „durchaus schlecht“, mahnte Uwe Cantner von der Universität Jena und Vorsitzender der Expertenkommission.

Dabei bestünden große Innovations- und Wertschöpfungspotenziale, die mit der Digitalisierung des Gesundheitswesens verbunden seien. Die Analyse würden zeigen, dass digitale Technologien die Qualität der Gesundheitsversorgung verbessern können. Zudem eröffne die zunehmende Verfügbarkeit von Gesundheitsdaten in Verbindung mit modernen digitalen Analyseverfahren neue und weitreichende Möglichkeiten für eine stärker personalisierte Diagnostik und Therapie.

Diese hohen Potenziale würden in Deutschland bisher allerdings verschenkt, so die Expertenkommis­sion. Es müsse festgestellt werden, dass die Struktur des Gesundheitssystems in Deutschland ein zentrales Hemmnis für die Digitalisierung darstelle.

„Die Vielzahl von Akteuren mit verteilten Verantwortlichkeiten behindert die Digitalisierung im Gesund­heitswesen ungemein“, betonte Cantner. Zudem erschwere die bisher noch geringe Akzeptanz bei Leistungserbringern die flächendeckende Nutzung digitaler Gesundheitsanwendungen. Er verwies diesbezüglich unter anderem auf „Diffusionsprobleme“, wie beispielsweise mangelnde Abrechnungs­möglichkeiten.

Um die Akzeptanz von digitalen Gesundheitsanwendungen und Telemedizin zu erhöhen, solle besser über Funktionsweise, Handhabung und Mehrwert dieser Anwendungen informiert werden.

„Bei Gesundheitsdaten besteht, mehr als in anderen Bereichen, ein Spannungsverhältnis zwischen IT-Sicherheit und Datenschutz auf der einen und den Potenzialen der Datennutzung auf der anderen Seite,“ so Cantner. „Innovationen im Bereich der personalisierten Medizin und weitreichende Verbesserungen bei der Gesundheitsversorgung werden so ausgebremst.“

Aufgrund der angeführten Hemmnisse empfiehlt die Expertenkommission der Bundesregierung, eine Digitalisierungsstrategie rasch zu entwickeln und umzusetzen. Dabei sollten alle relevanten Akteurs­gruppen des Gesundheitswesens viel stärker als bislang einbezogen werden.

Vor dem Hintergrund der bestehenden Hemmnisse bei der Weitergabe und Nutzung von Gesund­heitsdaten befürwortet die Expertenkommission ausdrücklich das im Koalitionsvertrag angekündigte Gesundheitsdatennutzungsgesetz zur besseren wissenschaftlichen Nutzung von Gesundheitsdaten.

„Um die mit den Daten aus der elektronischen Patientenakte verbundenen Potenziale – wie zum Beispiel passgenaue Diagnosen – ausschöpfen zu können, sollte die Möglichkeit der Freigabe der Daten, insbesondere für Forschungszwecke, möglichst niederschwellig ausgestaltet werden“, sagte Cantner.

Die Expertenkommission mahnt zudem einen raschen Ausbau der digitalen Infrastruktur und die Modernisierung der Ausbildung in den Gesundheitsberufen an. Dies könne die digitale Transformation im Gesundheitswesen maßgeblich unterstützen. © aha/EB/aerzteblatt.de

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