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Medizin

SARS-CoV-2 kann Hirnstrukturen verändern

Freitag, 11. März 2022

/Kateryna_Kon, stock.adobe.com

Oxford – Eine Reduktion der grauen Substanz in bestimmten Hirnregionen ist eine mögliche Folge einer Infektion mit SARS-CoV-2. Besonders das limbische System scheint betroffen zu sein. Darauf weisen ak­tuelle Studienergebnisse hin, die von einer Arbeitsgruppe um Gwenaëlle Douaud vom Nuffield Depart­ment of Clinical Neurosciences (NDCN) an der University of Oxford in Nature (2022, DOI: 10.1038/s41586–022–04569–5) veröffentlicht wurden.

Aus verschiedenen Untersuchungen ist bekannt, dass COVID-19 mit Veränderungen im Gehirn einher­gehen kann. Bislang weiß man allerdings wenig darüber, ob sich milde SARS-CoV-2-Infektionen ebenfalls auf das Gehirn auswirken und welche Mechanismen zu den pathologischen Vorgängen im Gehirn bei­tragen könnten.

Die Forschenden untersuchten nun mittels Magnetresonanztomografie (MRT) erstellte Hirnaufnahmen von 785 Personen aus der UK Biobank, die zwischen 51 und 81 Jahre alt waren. Von allen Teilnehmern lagen 2 Hirnscans vor. Zwischen den beiden Aufnahmen vergingen durchschnittlich 3 Jahre. Bei 401 Personen war eine SARS-CoV-2-Infektion nachgewiesen worden. Die anderen 384 Personen bildeten die an Alter, Geschlecht, Ethnie und die Zeit zwischen den Aufnahmen angepasste Kontrollgruppe.

Bei den SARS-CoV-2-positiven Teilnehmern erfolgte die erste Aufnahme vor der Infektion und die zweite danach. Zwischen der Diagnose und der zweiten Aufnahme lagen durchschnittlich 141 Tage. Die Autoren konnten zwi­schen den beiden Gruppen signifikante Unterschiede feststellen.

Die mit SARS-CoV-2 Infizierten zeigten zum Beispiel eine größere Reduktion der grauen Substanz und des Gewebekontrasts im orbitofrontalen Kortex und im Gyrus parahippocampalis. Die Unterschiede waren im Durchschnitt moderat und schwankten zwischen 0,2 und 2 %.

Weiterhin ließen sich Hinweise für Gewebeschäden bei den Personen mit SARS-CoV-2-Infektion finden. Die Veränderungen kamen in Regionen vor, die funktionell mit dem primären olfaktorischen Kortex assoziiert sind.

Die Teilnehmer mit SARS-CoV-2-Infektion wiesen auch eine stärkere Größenreduktion des Gehirns auf. Sie hatten zudem einen im Mittel größeren kognitiven Abbau zwischen den beiden Aufnahmezeitpunk­ten zu verzeichnen.

Unter den 401 Personen mit SARS-CoV-2-Infektion waren 15, die im Krankenhaus behandelt werden muss­ten. Die Autoren führten eine weitere Analyse durch, aus der sie diese 15 Teilnehmer herausnah­men: Die Veränderungen in der Bildgebung und der Kognition ließen sich nach wie vor feststellen.

Möglicherweise stellen die genannten, vor allem im limbischen System auftretenden Veränderungen Kennzeichen der Krankheitsausbreitung über olfaktorische Signalwege dar, überlegen die Autoren. Sie könnten auch für neuroinflammatorische Ereignisse oder den durch die Anosmie verursachten Verlust des sensorischen Inputs stehen.

Ob die Veränderungen zumindest teilweise rückgängig gemacht werden können oder langfristig beste­hen bleiben, sollte in weiteren Untersuchungen evaluiert werden, so die Autoren weiter. © aks/aerzteblatt.de

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