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Ärzteschaft

Kritik an mangelnden Adipositas­therapien auf Kassenkosten

Dienstag, 15. März 2022

/BillionPhotos.com, stock.adobe.com

Berlin – Fast ein Viertel der Deutschen ist adipös und die Coronapandemie hat die Situation noch ver­schlimmert: Knapp 40 Prozent der Deutschen haben in den vergangenen beiden Jahren zugenommen, und das im Schnitt um 5,6 Kilogramm.

Das sei eine Zunahme, bei der bereits metabolische Folgeerkrankungen zum Tragen kämen, doch die Behandlung gestalte sich schwierig, sagte Jens Aberle, Präsident der Deutschen Adipositas-Gesellschaft (DAG), im Vorfeld des 65. Deutschen Kongresses für Endokrinologie. Über das Thema werden Diabetologen auch auf der Kongress-Pressekonferenz anlässlich der Tagung der Deutschen Diabetes gesellschaft (DDG) sprechen.

Menschen mit einer bereits bestehenden Adipositas haben in der Pandemie sogar durchschnittlich 7,2 Kilogramm zugenommen. „Adipositas ist eine mittlerweile anerkannte endokrinologische Erkrankung mit hohem, aber unerfüllten Therapiebedarf“, betonte Aberle. Zur Behandlung stünden kaum Instrumente zur Verfügung, deren Kosten von den Krankenkassen übernommen würden.

Dabei gehe es nicht nur um neue Medikamente oder bariatrische Operationen, „auch die Basistherapie aus Ernährung und Bewegung kann nicht zulasten der Krankenkasse verordnet werden“, kritisierte der Facharzt für Innere Medizin, Endokrinologie und Diabetologie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf.

Selbst eine Ernährungsberatung muss – wenn kein Diabetes vorliegt - gesondert bei der Krankenkasse beantragt werden. Hürden dieser Art führten dazu, dass es viele Patienten erst gar nicht versuchten, so Aberle.

DMP Adipositas macht Hoffnung

Große Hoffnung setze man deshalb in das 2021 beschlossene Disease-Management-Programm (DMP) Adipositas. „Mit diesem Beschluss wurde ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zu einer leitlinien­ge­rechten und bedarfsorientierten Regelversorgung von Menschen mit Adipositas über die gesetzlichen Krankenkassen erreicht.“

Die Entwicklung eines DMP erfolgt nach einer definierten Struktur, die den G-BA, das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) sowie Stellungnahmen berechtigter Organisationen beinhaltet. Noch steht dieser Prozess ganz am Anfang: Die erste Sitzung der mit der Ausarbeitung von Richtlinien beauftragten IQWiG-Arbeitsgruppe finde im Juli statt, so Aberle.

Neue Instrumente für die Therapie

Der Präsident der Deutschen Adipositas-Gesellschaft geht davon aus, dass es bis Mitte 2024 einen Richtlinientext geben wird, der die Versorgung von Menschen mit Adipositas reglementiert. Diese Richtlinien werden, so seine Hoffnung, auch mit einem neuen Armamentarium für die Adipositasthera­pie auf Krankenkassenkosten ausgestattet sein.

Die medikamentösen Therapieoptionen, die mittlerweile in Deutschland zur Verfügung stünden, versprä­chen einen Gewichtsverlust von zehn bis 18 Prozent, so Aberle. Zu ihnen zählen der Lipaseinhibitor Orlis­tat, Amfepramon sowie der GLP-1-Rezeptor-Agonist Liraglutid. Kürzlich von der Europäischen Arznei­mittel­agentur (EMA) zugelassen wurde auch das Präparat Semaglutid in der Dosierung 2,4 Milligramm pro Woche. © nec/aerzteblatt.de

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