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Politik

Reform des Fallpauschalen­systems: Nicht weitermachen wie bisher

Freitag, 18. März 2022

/dpa

Berlin – Die Vergütung von Krankenhausleistungen über Fallpauschalen (Diagnosis Related Groups, DRG) muss reformiert werden. Darin waren sich Experten aus Politik, Gesundheits­ökonomie und Versorgung auf dem DRG-Forum 2022 Mitte März in Berlin einig. Es wurde aber auch deutlich: Die vollständige Ab­schaffung der Fallpauschalen und damit der Umschwung auf ein vollständig neues System steht nicht zur Debatte.

Edgar Franke, parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Gesundheit, kündigte für die Reform des Fallpauschalensystems eine Regierungskommission an, der Mitglieder aus Bund und Ländern und vor allem aus der Praxis angehören sollen. Sie soll Vorschläge für eine Reform des DRG-Systems erar­beiten. Diese Reform soll laut Franke noch in dieser Legislaturperiode kommen.

„Das derzeitige System macht zum Teil falsche Anreize, Rosinenpickerei lohnt sich, eine solide Grundver­sorgung nicht immer“, so der Staatssekretär. Klar sei aber auch, dass die DRG und damit ökonomische Anreize nicht vollständig abgeschafft werden sollten, es gehe vielmehr darum, Fehlanreizen und -ent­wicklungen zu begegnen.

Franke wies daraufhin, dass viele Finanzprobleme der Krankenhäuser nicht wegen eines schlechten Fallpauschalensystems entstünden, sondern weil die Länder ihrer Verpflichtung zur Investitionsfinanzie­rung nicht angemessen nachkämen.

Auf positive Effekte des DRG-Systems wies der Gesundheitsökonom Boris Augurzky vom RWI – Leibniz Institut für Wirtschaftsforschung hin. Laut seinen Ausführungen haben die Fallpauschalen die Transpa­renz der Abrechnung erhöht und innerbetriebliche Prozesse in den Kliniken verbessert.

Die mit den Fallpauschalen einhergehende Mengenausweitung sei bis zu einem gewissen Maß auch ge­wollt, erläu­terte er. „Jedes Vergütungssystem hat seine Nachteile“, betonte Augurzky. Gleichwohl sei eine Anpassung des Systems sinnvoll.

Dieser eher positiven Einschätzung trat Susanne Johna entgegen, erste Vorsitzende des Marburger Bun­des (MB). Sie kritisierte, dass DRG-System sei so komplex geworden, dass mittlerweile eine ganze Indus­trie entstanden sei, um es zu handhaben. Kodierungen, Rechnungsprüfungen und weitere Bürokra­tie verschlängen übermäßig viel Arbeitszeit von Ärzten und Pflegepersonal.

Laut Johna ist das Hauptproblem im Gesundheitswesen nicht das Geld, sondern der Personalmangel. Deshalb sei es entscheidend, die Berufe im Gesundheitswesen attraktiv zu machen – und dafür Büro­kratie zu reduzieren. „Hände weg vom Schreibtisch, hin zum Patienten“, pointierte sie.

Dem stimmte Gertrud Demmler zu, Vorständin bei der Siemens-Betriebskrankenkasse. Rechnungsprü­fungen verschlingen ihr zur Folge nicht nur in den Kliniken zu viele Ressourcen, sondern auch bei den Kassen. Wichtig sei außerdem, die Vergütung stärker mit dem Qualitätsoutcome zu verknüpfen, betonte sie.

Franke betonte in der Diskussion, dass die Mittel für das Gesundheitswesen in den kommenden Jahren vermutlich eingeschränkter seien als in den vergangenen Jahren. Es werde vermutlich nicht mehr mög­lich sein, „alles einfach zu finanzieren“, warnte er. Auch deshalb „können wir nicht mehr so weitermachen wie bisher“, so der Staatssekretär. © hil/aerzteblatt.de

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