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Medizin

Warum sich die SARS-CoV-2-Impfung auch für Genesene lohnt

Montag, 21. März 2022

/picture alliance, Fabian Sommer

Dortmund – Bei 64 % ungeimpfter COVID-19-Patienten konnten noch mehr als 300 Tage nach der Infek­tion Antikörpertiter nachgewiesen werden, die eine Virusneutralisation ermöglichten. Das zeigt eine Stu­die mit Freiwilligen aus einer öffentlichen Gesundheitseinrichtung; darunter 22 CO­VID-19-Patienten, die sich im März 2020 mit dem Wildtypvirus infiziert hatten und mehr als 100 Teil­neh­mende ohne positiven PCR-Test. Die Ergebnisse sind im European Journal of Immunology erschienen (2022; DOI: 10.1002/eji.202149758).

Wie empfohlen, wurden die meisten der zuvor infizierten Personen mindestens 300 Tagen nach ihrer In­fektion mit verschiedenen COVID-19-Impfstoffen geimpft. In allen Fällen führte die Impfung zu einem starken Anstieg der Antikörpertiter gegen die Rezeptorbindedomäne (RBD) des Spikeproteins, selbst bei den Personen, die nach der Infektion keine nachweisbaren Antikörper entwickeltet hatten.

Eine vollständige COVID-19-Impfung bei Genesenen führte sogar zu bis zu 5 Mal höheren Antikörper­titern als bei vollständig geimpften Personen ohne vorherige Infektion. Damit wären sie auch besser gegen aktuelle Varianten geschützt, heißt es in der Pressemitteilung.

Die Antikörpertiter variierten jedoch in Abhängigkeit des Impfstoffs. Der lange Zeitraum von mehr als 300 Tagen zwischen Infektion und Impfung könnte zudem zu höheren Antikörpertitern beigetragen ha­ben, vermuten die Forschenden um Letztautor Carsten Watzl vom Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund (IfADo).

Antikörpertiter nach Infektion hält bei 2 von 3 Infizierten mindestens 9 Monate an

Bei 77 % (17 von 22) der Teilnehmenden konnte knapp 2 Monaten nach der Infektion noch eine Virus­neu­­tra­lisation von mehr als 90 % festgestellt werden. Nach mehr als 9 Monaten waren es noch 64 % (14 von 22), die ausreichend geschützt waren.

Das Autorenteam deutet die Ergebnisse als Beleg für eine lang anhaltende antikörpervermittelte Immunität nach einer SARS-CoV-2-Infektion und einen eindeutigen Nutzen von 2 Impfstoffdosen für genesene Personen.

Die guten Antikörperwerte in diesen Personen sollen nicht als Empfehlung aufgefasst werden, sich erst zu infizieren und danach zu impfen. Carsten Watzl, Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund

Watzl warnt zugleich vor falschen Schlussfolgerungen: „Die guten Antikörperwerte in diesen Personen sollen nicht als Empfehlung aufgefasst werden, sich erst zu infizieren und danach zu impfen.“

Das Gegenteil habe die Deutsche Gesellschaft für Immunologie (DGfI) erst kürzlich in einer Stellung­nahme empfohlen. „Erst Impfen und dann eine Durchbruchsinfektion – diese Reihenfolge ist deutlich sicherer“, erklärt der DGfI-Generalskretär Watzl dem Deutschen Ärzteblatt auf Nachfrage.

Bei der Effektivität des Schutzes spiele die Reihenfolge von Infektion und Impfung keine Rolle, so Watzl weiter. „Eine Infektion kann eine Impfdosis ersetzen und der hybride Schutz aus Impfung und Infektion ist in Studien häufig noch etwas besser als der Schutz durch die reine Impfung. Bei der Risikobewertung würde ich aber natürlich immer zuerst die Impfung empfehlen.“

Antikörperspiegel korrelieren mit Virusneutralisierungsaktivität

Bei ihren Versuchen konnten die Forschenden um Watzl eine Korrelation zwischen den Anti-RBD-Antikörperspiegeln und der Virusneutralisierungsaktivität 300 Tage nach der Infektion feststellen. Anti-RBD-Antikörpertiter von mehr als 100 BAU (Binding Antibody Units)/ml gingen im ELISA-Test einher mit einer Virusneutralisierungsaktivität von mehr als 90 % bei einer Serumverdünnung von 1:25. Hingegen zeigten Anti-RBD-Antikörpertiter unter 100 BAU/ml keine vollständige Virusneutralisierung.

Einschränkend geben die Studienautoren zu Bedenken, dass die Infektionen noch mit der ursprüng­lichen Variante des Coronavirus stattgefunden hatten, pseudotypisierten Viren, die das Spikeprotein des ur­sprünglichen Wuhan-Stammes von SARS-CoV-2 trugen. Die neutralisierenden Antikörper wurden gegen das ursprüngliche Spikeprotein gemessen.

Mittlerweile hat sich das Virus weiterentwickelt und bietet gegenüber dem Ursprungsvirus deutlich we­ni­ger Schutz. Die Daten zeigen zwar eine relative Stabilität der neutralisierenden Antikörper, aber die Neutralisierung der besorgniserregenden Varianten, insbesondere von Omikron, wäre vermutlich deutlich geringer, heißt es in der Studie. © gie/aerzteblatt.de

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