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Politik

Digitalisierung im Krankenhaus: Kein Zurück mehr

Donnerstag, 24. März 2022

/Thomas Andreas, stock.adobe.com

Berlin/Essen – Den Krankenhäusern werden nach und nach die Gelder aus dem Krankenhauszukunfts­fonds ausgezahlt. Maximal 4,3 Milliarden Euro stellen Bund und Länder den Häusern für den Ausbau der Digitalisierung zur Verfügung. 1.616 Krankenhäuser haben sich im Vorfeld an einer Online-Erhebung beteiligt, mit der der digitale Reifegrad der Krankenhäuser gemessen wurde.

Die Auswertung der Selbsteinschätzung durch das Konsortium Digitalradar hatte Anfang des Jahres einen Durchschnittswert von 33,25 von 100 möglichen Punkten ergeben. Der niedrigste Punktwert lag bei 3,27 Punkten, der höchste bei 63,87.

„Es gibt Krankenhäuser, die die Medikation in ihrem Haus nicht digital erfassen, sondern nur analog in einer Akte“, sagte die wissenschaftliche Leiterin von Digitalradar, Sylvia Thun vom Berlin Institute of Health, heute auf der digitalen Krankenhauszukunftskonferenz des Bundesverbandes Medizintechnologie (BVMed).

Dementsprechend könnten diese Häuser keine Arzneimitteltherapiesicherheit durchführen. Zudem gebe es noch Krankenhäuser, die innerhalb des eigenen Hauses keine radiologischen Leistungen anfordern könnten. Der Durchschnittswert von 33,25 Punkten sei nicht viel, meinte Thun: „Wir haben es aber auch nicht an­ders erwartet.“

Am schlechtesten hätten die Krankenhäuser im Bereich Patientenpartizipation abge­schnitten. Bei der Gesamtwertung seien unter den vorderen Plätzen unter anderem Universitätskliniken zu finden. „Welches Krankenhaus die höchste Punktzahl erreicht hat, sage ich aber nicht“, so Thun.

Insgesamt befänden sich die meisten Krankenhäuser in einem „ungesunden Mittelmaß“. Sie berichtete, dass derzeit die Ausschüttungen aus dem Fonds an die Krankenhäuser liefen. Manche Bundesländer sei­en dabei schnell, manche seien langsam.

Digitalisierung ist Chefsache

Der Ärztliche Direktor der Universitätsmedizin Essen (UME), Jochen A. Werner, berichtete, wie die UME derzeit in ein Smart Hospital umgebaut werde. „Um diesen Weg zu gehen, muss man den Willen zur Digi­ta­lisierung haben“, sagte er. „Man muss begeistert sein und man muss Begeisterung erzeugen.“ Dabei sei die Digitalisierung im Krankenhaus Chefsache.

An der UME habe man zunächst eine Lenkungsgruppe von 30 Mitarbeitenden gebildet, die in einzelnen Arbeitsgruppen verschiedene Module erarbeitet hätten, aus denen sich das Smart Hospital zusammen­set­ze. „Das Smart Hospital ist ein unfassbar großes Projekt“, sagte Werner. „Aber wir müssen es angehen.“

Fundamentale Veränderung

Zu den Modulen zählt unter anderem der Aufbau eines Serviceinformationscenters, über das die Patien­ten das Krankenhaus immer erreichen könnten. Zudem sei die Notaufnahme komplett digitalisiert und papierlos gemacht worden. „Andere Klinikdirektoren wollen das jetzt auch“, so Werner.

Es gebe das Projekt Smart Diabetes Care, bei dem alle neu aufgenommenen Patienten auf Diabetes ge­screent werden. Es gebe ein digitales Bettenmanagement mit der Möglichkeit, Betten und Geräte zu tracken. Zum Beispiel bei der Herstellung von Zytostatika werde Robotik eingesetzt. Es sei eine zentrale Sterilgutverarbeitung eingerichtet worden. Und in der Kinderklinik werde mit Virtual Reality gearbeitet.

„Die Digitalisierung ändert die Medizin fundamental“, sagte Werner. „Sie hat es schon getan und sie wird es auch weiterhin in einem Ausmaß tun, das wir uns heute nicht vorstellen können.“ Das deutsche Ge­sund­heitswesen habe die Digitalisierung über viele Jahre unfassbar vernachlässigt. Nun jedoch gebe es kein Zurück mehr. © fos/aerzteblatt.de

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