Politik
Kerstin Claus ist neue Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs
Donnerstag, 31. März 2022
Berlin – Die Journalistin Kerstin Claus wurde gestern zur Unabhängigen Beauftragten der Bundesregierung für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM) berufen. Erstmals hat damit eine Betroffene dieses Amt inne.
Claus gehörte bislang dem Betroffenenrat beim UBSKM an. Das Amt ist für die Anliegen von Betroffenen und deren Angehörigen, für Expertinnen und Experten aus Praxis und Wissenschaft sowie für alle Menschen in Politik und Gesellschaft zuständig, die sich gegen sexuelle Gewalt engagieren.
„Mit Kerstin Claus haben wir eine hervorragend qualifizierte Frau für diese wichtige Aufgabe gewinnen können. Ich bin überzeugt, dass sie wichtige neue Impulse setzen wird und ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit ihr“, sagte Anne Spiegel, Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSJ), bei der Einführung.
Die Ampel-Koalition habe sich vorgenommen, das Amt auf eine gesetzliche Grundlage zu stellen und die Arbeit der Aufarbeitungskommission fortzuführen. Außerdem solle in diesem Jahr eine bundesweite Aufklärungs- und Sensibilisierungskampagne gestartet werden sowie die Arbeit des Nationalen Rats gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen vorangetrieben werden.
„Ich freue mich sehr, dass mir die Bundesregierung das Vertrauen ausspricht und mich zur neuen Unabhängigen Beauftragten berufen hat“, sagte Kerstin Claus. „Sexualisierte Gewalt ist überall in Deutschland tagtägliche Realität für viele Kinder und Jugendliche, oftmals mit lebenslangen Auswirkungen. Wir brauchen starke Netzwerke, um sie zu schützen und verlässliche Hilfen über die gesamte Lebensspanne.“ Dafür wolle sie insbesondere mit den Ländern und Kommunen in „eine starke Zusammenarbeit“ treten.
Flächendeckende Schutzkonzepte in Schulen und Vereinen seien ebenso wichtige Bausteine gegen Missbrauch wie verbindliche Standards in der Qualifizierung von Fachkräften und die Sensibilisierung der Gesellschaft. „Kinder zu schützen, Taten aufzudecken und Betroffene gut zu begleiten, kann nur gelingen, wenn wir alle dazu beitragen und die Hilfestrukturen flächendeckend zur Verfügung stehen“, betonte Claus.
Und weiter: „In der Beratung habe ich immer wieder gemerkt, wie sehr Prozesse sich verändern, wenn es gelungen ist, in Entscheidungen die Expertise und das Erfahrungswissen von uns Betroffenen einzubringen.“ Deswegen wolle sie sich für die stärkere Einbindung der Perspektiven Betroffener und ihre grundlegende Beteiligung in den Ländern einsetzen und diese auch auf Bundesebene weiter ausbauen.
Der Betroffenenrat begrüßt die Berufung seines Mitglieds Kerstin Claus zur UBSKM: „Dass mit Kerstin Claus erstmals eine Betroffene Unabhängige Beauftragte wird, ist für uns die konsequente Fortführung eines herausfordernden Amtes. Wir alle kennen Kerstin Claus als leidenschaftliche Mitstreiterin – immer parteiisch für die Bedürfnisse und Belange von Betroffenen.“ Mit dieser Entscheidung würden die jahrelange Arbeit von Betroffenen sowie ihre vielfältigen Kompetenzen noch sichtbarer.
Kerstin Claus wurde 1969 in München geboren. Sie ist Journalistin und systemische Beraterin und seit 2015 in der Politik- und Strategieberatung im Themenbereich sexualisierter Gewalt gegen Kinder und Jugendliche tätig.
Claus ist als UBSKM nicht weisungsgebunden. Organisatorisch, personell und finanziell erfolgt die Anbindung beim BMFSJ. Der Arbeitsstab des bisherigen UBSKM Johannes-Wilhelm Rörig bleibt der neuen Unabhängigen Beauftragten zugeordnet. Das Amt ist mit Claus ab dem 1. April für die nächsten fünf Jahre neu besetzt. © PB/aerzteblatt.de

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