Ärzteschaft
Notfallversorgung professionalisiert sich, aber weitere Schritte nötig
Donnerstag, 7. April 2022
Berlin – Bei der Notfallversorgung in Deutschland ist durchaus eine Professionalisierung festzustellen. So bewertet Bernhard Gibis, Leiter des Dezernats ,Sicherstellung und Versorgungsstruktur’ der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), die aktuelle Lage. Dabei spielt auch die Unterstützung der Patientensteuerung mit digitalen Instrumenten eine Rolle.
Im Rahmen einer vom Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) organisierten Fachtagung betonte Gibis gestern, die Ersteinschätzung – auch wenn digital unterstützt – müsse in den Gesamtkontext eingebettet werden. Dazu gehöre dann auch der Rettungsdienst. Er sei „gespannt“ auf die politische Umsetzung der von der Ampelregierung im Koalitionsvertrag angekündigten Notfallversorgungsreform.
Im Koalitionsvertrag heißt es, man wolle durch eine Verschränkung der Rettungsleitstellen mit den Leitstellen der Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) und standardisierten Einschätzungssystemen (telefonisch, telemedizinisch oder vor Ort) eine „bedarfsgerechtere Steuerung“ erreichen. Zudem soll das Rettungswesen als integrierter Leistungsbereich in das SGB V aufgenommen werden.
Für eine stärkere Einbindung des Rettungsdienstes plädierte auch Michael Bayeff-Filloff, Chefarzt der Notaufnahme am RoMed Klinikum Rosenheim sowie Landesbeauftragter Ärztlicher Leiter Rettungsdienst in Bayern. Die Daten würden zeigen, dass rund ein Drittel der mit Rettungswagen eingelieferten Patienten nicht stationär aufgenommen werde und wieder nach Hause gehe.
Ein in Bayern in Erprobung befindliches Konzept sehe deshalb die Nutzung der Software ,Strukturierte medizinische Ersteinschätzung in Deutschland’ (SmED) in Rettungswagen vor. So könne man Patienten, welche für eine Weiterleitung in den vertragsärztlichen Bereich geeignet sind, identifizieren und brauche Krankenhäuser gar nicht erst nicht anfahren. Die ersten Ergebnisse seien „phänomenal“.
Ein solch möglichst frühes Ansetzen bei der Filterung der Patientenströme bewertete auch Steffen Gramminger, Geschäftsführer der Hessischen Krankenhausgesellschaft (HKG), als sinnvoll. So könne ein Beitrag dazu geleistet werden, die Belastung der Notfallambulanzen weiter abzusenken. © aha/aerzteblatt.de

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