Medizin
Ältere Paare: Mehr Wohlbefinden mit körperlicher Nähe
Donnerstag, 28. April 2022
Berlin – Ältere Paare, die im Alltag mehr körperliche Nähe pflegen, haben ein besseres Wohlbefinden.
Körperliche Nähe ist wichtig, um Zuneigung in romantischen Beziehungen zu zeigen.
Bisherige Studien zu den Effekten von körperlicher Nähe auf emotionaler Ebene und Stressniveau fokussierten sich bisher auf jüngere Pärchen. Wissenschaftler vom Institut für Psychologie der Humboldt-Universität in Berlin analysierten daher die körperliche Nähe im Alltag heterosexueller Paare aus Deutschland im Alter von 56 bis 88 Jahren (Median: 71,6; SD: 5,94), um ein besseres Verständnis vom Wohlbefinden im Alter und den damit zusammenhängenden alltäglichen Faktoren zu erlangen (The Journals of Gerontology, 2022; DOI: 10.1093/geronb/gbac037).
Die Forscher erfassten dafür Häufigkeit und Ausprägung von körperlicher Nähe, aber auch die Zusammenhänge mit den erlebten Emotionen und das Stressniveau anhand von Cortisolmessungen. Die Teilnehmer der Studie (120 Paare) berichteten mittels digitaler Erfassung per iPad über einen Zeitraum von 7 Tagen, tagesaktuell von der gewünschten und erlebten körperlichen Nähe mit dem Partner bzw. der Partnerin. Außerdem schätzen sie ihre momentanen Emotionszustände ein. Zeitgleich wurden Speichelproben gesammelt, die laborchemisch hinsichtlich des Stresshormons Cortisol analysiert wurden.
„Die Ergebnisse unserer Studie legen nahe, dass auch kleine Formen des Körperkontakts, sei es Berührung, Umarmung, oder Kuss, im Alltag wichtig für das Wohlbefinden sind“, schilderte Erstautorin Karolina Kolodziejczak, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Psychologie der Humboldt-Universität in Berlin.
Der Wunsch nach Körperkontakt wurde bei den allermeisten Gelegenheiten erfüllt, aber zu unterschiedlichen Zeiten und in unterschiedlichem Maße. Ältere Frauen berichteten daraufhin weniger häufig von negativen Emotionen, während ältere Männer mehr positive Emotionen nannten.
Ein weiterer Unterschied zwischen Männern und Frauen war, dass Studienteilnehmerinnen keine Veränderungen des tagesaktuellen Stresshormonlevels auf die erlebte körperliche Nähe verzeichneten, anders als bei den männlichen Teilnehmern. Bei Männern, die von mehr körperlicher Nähe berichteten, war auch der Stresshormonlevel geringer.
Ein stärkerer, unerfüllter Wunsch nach Intimität war mit einem negativeren Einfluss auf Emotionen bei Frauen und Männern und mit einer höheren täglichen Cortisolproduktion bei Männern assoziiert.
Körperliche Nähe beeinflusst die Stimmungslage und Ausschüttung von Stresshormonen im täglichen Leben von älteren Paaren. Daher sollten diese Effekte in zukünftigen Untersuchungen zum Wohlbefinden von älteren Erwachsenen stärker berücksichtigt werden, schlussfolgern die Studienautoren.
Diese Arbeit zählt zu den ersten Untersuchungen, die tagesaktuelle Emotions- und Cortisolprofile erfassten. Die Ergebnisse zeigen, dass ältere Paare sich zu den meisten Messzeitpunkten Körperkontakt gewünscht oder erlebt haben. Frühere Befragungen ließen oft nur Aussagen in Bezug auf die vergangenen 6 bis zu 12 Monate zu, heben die Studienautoren hervor. © cw/aerzteblatt.de
Liebe Leserinnen und Leser,
diesen Artikel können Sie mit dem kostenfreien „Mein-DÄ-Zugang“ lesen.
Sind Sie schon registriert, geben Sie einfach Ihre Zugangsdaten ein.
Oder registrieren Sie sich kostenfrei, um exklusiv diesen Beitrag aufzurufen.
Login
Loggen Sie sich auf Mein DÄ ein
Passwort vergessen? Registrieren

Nachrichten zum Thema

Kommentare
Die Kommentarfunktion steht zur Zeit nicht zur Verfügung.