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Ärzteschaft

Erste Leitlinie zum therapeutischen Einsatz von kaltem physikalischem Plasma erschienen

Montag, 11. April 2022

/kmls, stock.adobe.com

Düsseldorf – Die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) hat eine S2k-Leitlinie zum rationalen therapeutischen Einsatz von kaltem physikalischem Plasma veröf­fentlicht.

An der Leitlinie haben unter anderem die Fachgesellschaften der Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, der Der­ma­tologie, der Chirurgie, der Augenheilkunde und der Zahnmedizin mitgewirkt. Die Federführung lag bei der Greifswalder Klinik für Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie (MKG) und Plastische Operationen.

„Mit der Leitlinie ist der therapeutische Einsatz von kaltem physikalischem Plasma zu einem etablierten Verfahren insbesondere bei chronischen und infektionsgefährdeten Wunden geworden“, sagte Klinik­direktorin Andrea Rau. Sie schaffe für alle Beteiligten mehr Versorgungssicherheit und solle helfen, das Potenzial dieser neuen Technologie besser auszuschöpfen und Behandlungsfehler zu vermeiden, betonte sie.

Bei kaltem physikalischem Plasma handelt es sich um ionisiertes Gas auf Körpertemperatur, das durch elektrische Energie entsteht. Das Plasma wird unmittelbar während der Behandlung erzeugt und ange­wendet. In der wissenschaftlichen Literatur und bei der medizinischen Anwendung sind laut der Autoren­gruppe weitere Bezeichnungen in Gebrauch, unter anderem „Cold Atmospheric Pressure Plasma“, „kaltes Atmosphärendruckplasma“, „kaltes Plasma“, „Kaltplasma“, „physikalisches Plasma“, „Tissue Tolerable Plas­ma“, „Nonthermal Plasma“ und „Niedertemperaturplasma“.

Drei Plasmaeffekte sind laut der Leitliniengruppe für die medizinische Anwendung bedeutsam: Die mög­liche Abtötung eines breiten Spektrums von Mikroorganismen einschließlich multiresistenter Bak­terien und Viren, die Regeneration verletzten Gewebes durch Anregung des Zellwachstums, der Zellmi­gra­tion und der Bildung neuer Blutgefäße und das Auslösen von reguliertem Zelltod, vor allem in Krebs­zellen.

Klinisch kommt die Plasmamedizin in Greifswald besonders dann zum Einsatz, wenn es um Wunden geht, die nicht heilen. Hier kann Kaltplasma, das zum Beispiel in einem Handgerät als ionisiertes Gas erzeugt wird und als körperwarmer Strahl auf eine Wundfläche einwirkt, laut der Leitlinie Problemkeime berüh­rungslos abtöten und Prozesse zum Verschluss der Hautdecke anregen.

Der Durchbruch der Plasmaanwendung hat seine Wurzeln laut der Autorengruppe im Plasmamedizin­cluster Greifswald. Hier wirken die Universitätsmedizin, das Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie (INP) und das Unternehmen Neoplas zusammen. © hil/aerzteblatt.de

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