Politik
Darmkrebsscreening-Richtlinien in Deutschland weichen von internationalen Leitlinien ab
Donnerstag, 14. April 2022
Köln – Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) hat internationale medizinische Leitlinien zum Darmkrebs recherchiert und deren Empfehlungen zum Darmkrebsscreening mit den aktuell geltenden Regelungen der organisierten Darmkrebsfrüherkennung in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) abgeglichen.
Ergebnis des sogenannten Rapid Reports: Es gibt Abweichungen insbesondere bei den Altersgrenzen, beim Screeningintervall und der -frequenz und bei der Auswahl der Untersuchungsverfahren.
In Deutschland haben gesetzlich Krankenversicherte ab 50 Jahren Anspruch auf Darmkrebsfrüherkennungsuntersuchungen: Für Frauen im Alter zwischen 50 und 54 Jahren ist ein jährlicher immunologischer Test auf okkultes Blut im Stuhl (iFOBT) vorgesehen und für Männer ab 50 Jahren eine Koloskopie oder ein jährlicher iFOBT. Ab 55 Jahren können sich Frauen und Männer zwischen einer Koloskopie und regelmäßigen iFOBT im Abstand von zwei Jahren entscheiden.
Der Anspruch auf Koloskopien als Früherkennungsuntersuchung ist auf insgesamt zwei begrenzt, wobei die zweite frühestens zehn Jahre nach der ersten durchgeführt wird. Ist das Ergebnis des Tests auf okkultes Blut im Stuhl positiv, besteht Anspruch auf die Durchführung einer Koloskopie zur Abklärung.
Die vom IQWiG analysierten Leitlinien empfehlen zum Teil einen früheren Start des Darmkrebsscreenings sowie eine höhere obere Altersgrenze: Die organisierte Früherkennung solle ab einem Alter von 45 Jahren und bis zu einem Alter von 75 Jahren durchgeführt werden. Die Empfehlungen zu Screeningintervall und zur -frequenz sowie zur Auswahl der betrachteten Untersuchungsverfahren – iFOBT oder Koloskopie – sind dagegen nicht nach Alter oder Geschlecht differenziert.
Die Evidenzbasis für diese Empfehlungen fußt laut der IQWiG-Arbeitsgruppe allerdings im Wesentlichen auf Modellierungsstudien und – sofern Primärstudien angegeben werden – auf nicht randomisierten kontrollierten Studien (non-RCT). © hil/aerzteblatt.de

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