Ärzteschaft
Medizinklimaindex: Stimmung trübt sich ein
Donnerstag, 21. April 2022
Berlin – Die Stimmungslage unter den Ärztinnen und Ärzten hat sich nach einem kleinen Hoch im vergangenen Jahr wieder verschlechtert. Zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle Ausgabe des Medizinklimaindex (MKI) der Stiftung Gesundheit.
Im Vergleich zum Herbst blicken die Niedergelassenen demnach wieder pessimistischer in die Zukunft: Der Indikator für wirtschaftliche Zufriedenheit und Zuversicht sank um 1,7 Punkte auf 100,3. Im dritten Quartal 2021 war er noch um 5,4 Punkte nach oben gegangen. Dabei sind es nun vor allem die Aussichten, die das Bild trüben: Der Indexwert für die wirtschaftliche Lage ist im Vergleich zum Herbst um 2,1 auf 108,6 Punkte gestiegen, die Erwartungen für die kommenden sechs Monate hingegen um 4,9 auf 92,6 Punkte gefallen.
„Die Ärzte schätzen ihre wirtschaftliche Lage zwar etwas positiver ein, aber ihre Erwartung für die kommenden sechs Monate ist deutlich stärker gesunken“, erklärte Konrad Obermann, Forschungsleiter der Stiftung Gesundheit. „Daraus ergibt sich eine insgesamt negative Entwicklung des MKI.“
Dabei zeigen sich aber teils erhebliche Unterschiede zwischen den einzelnen Berufsgruppen: Während von den Haus- und Zahnärzten sowie den psychologischen Psychotherapeuten jeweils rund die Hälfte ihre wirtschaftliche Lage als gut bezeichnen, tat dies mit 34,4 Prozent nur ein gutes Drittel der Fachärzte. Nur 6,5 Prozent der Psychotherapeuten beurteilen die eigene wirtschaftliche Lage als schlecht, unter den Hausärzten sind es 8,9 Prozent. Demgegenüber geben das 14,8 und 18,9 Prozent der Fach- und Zahnärzte an.
Noch deutlicher fallen die Unterschiede beim Blick nach vorn aus: Die Zahnärzte schauen besonders pessimistisch in die Zukunft. 40,5 Prozent von ihnen gaben an, dass sie für die kommenden sechs Monate mit einer ungünstigeren Entwicklung ihrer wirtschaftlichen Situation rechnen. Nur 2,7 Prozent von ihnen rechnen mit einer günstigeren Entwicklung. Die Fachärzte sind mit 37,2 Prozent negativer Antworten nur geringfügig optimistischer – aber immerhin ist der Anteil derer, die eine günstige Entwicklung erwarten, bei ihnen mit 5,8 Prozent mehr als doppelt so groß. Während die Hausärzte zu 29,6 Prozent eher sorgen- und zu 8,9 Prozent eher hoffnungsvoll in die Zukunft blicken, rechnen nur 15,2 Prozent der Psychotherapeuten mit einer schlechteren, 12,3 Prozent aber mit einer besseren wirtschaftlichen Lage.
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Erstmals in den 15 Jahren seines Bestehens bildet der MKI nun auch die Stimmung in anderen Leistungserbringergruppen ab: neben Apothekern auch in den nicht-ärztlichen Heilberufsgruppen Heilpraktiker, Physiotherapeuten, Hebammen und Geburtshelfer sowie Logopäden und Ergotherapeuten. „Denn die ambulante Versorgung in Deutschland entwickelt sich von einem arztzentrierten System hin zu einer komplexen und vielschichtigen Gesundheitsversorgung mit verschiedenen Ansprech- und Eintrittspunkten“, erläuterte Obermann den Schritt.
Hier stechen insbesondere die Apotheker hervor. „Das Medizinklima in den stationären Apotheken ist als dramatisch zu bezeichnen“, erklärte Obermann. Mit einem Saldo von -24,6 liege es deutlich unter den in den vergangenen zehn Jahren gemessenen Klimata bei den Ärzten, mit Ausnahme der Anfangsphase der Coronakrise. Gefragt nach den wirtschaftlichen Erwartungen gab kein einziger der 5.000 befragten Apotheker an, dass er mit einer günstigeren Entwicklung rechnet. 44,1 Prozent rechnen mit einer gleichbleibenden, 55,9 Prozent mit einer ungünstigeren Entwicklung.
Im Vergleich mit dem ifo-Geschäftsklimaindex, nach dem der MKI ausgerichtet ist, bilden Ärzte und Apotheker damit die beiden Enden des Spektrums: Mit einem über das Jahr gerechneten Saldo von 2,1 führen die niedergelassenen Ärzte die Tabelle an, gefolgt vom Dienstleistungssektor mit 0,7 und den nicht-ärztlichen Heilberuflern mit -2,8. Am schlechtesten ist das ifo-Klima mit -12 und -12,2 in Handel und Bauhauptgewerbe – erst mit großem Abstand folgen die Apotheker mit -24,6. © lau/aerzteblatt.de

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