Medizin
COVID-19: Risikofaktoren für schwere Verläufe verändern sich mit dem Alter
Freitag, 29. April 2022
Seattle – Ein erhöhter Body-Mass-Index (BMI) erhöht bei jüngeren Patienten das Risiko auf einen schweren Verlauf oder einen tödlichen Ausgang von COVID-19 stärker als bei älteren Patienten.
Auch Begleiterkrankungen wie Krebs, Kardiomyopathie oder COPD wirken sich laut einer Studie in Nature Communications (2022; DOI: 10.1038/s41598-022-10344-3) bei jüngeren Menschen eher auf die Prognose aus. Für beide Altersgruppen waren die aktuellen Vitalparameter, einige Laborwerte und die Notwendigkeit einer Sauerstoffgabe entscheidender für die Prognose als die Begleiterkrankungen.
Für Krankenhausärzte ist es wichtig, sich bei der Aufnahme ein rasches Bild von der Gefährdung des Patienten zu machen. Bei COVID-19 stehen bei der Abschätzung der Prognose das Alter des Patienten und die Begleiterkrankungen im Vordergrund.
Sevda Molani vom Institute for Systems Biology in Seattle und Mitarbeiter kommen bei der Analyse von 6.906 Patienten, die zwischen dem 31. Juni und dem 15. November 2021 in einem Klinikverbund in 5 US-Staaten behandelt wurden, zu einem anderen Ergebnis.
Die Forscher haben sämtliche Befunde, die in der 1. Stunde nach der Klinikaufnahme oder dem Bekanntwerden eines positiven PCR-Tests erhoben wurden, auf ihre prognostische Bedeutung untersucht. Zum Einsatz kamen vier Computerprogramme auf der Basis des maschinellen Lernens.
Alle erzielten eine recht gute Vorhersage für einen kritischen Verlauf oder den Tod des Patienten. Die AUROC-Werte („area under the receiver operating curve“) lagen in der Altersgruppe von 18 bis 50 Jahren bei 0,81 und bei älteren Patienten bei 0,82. Ein Wert von 1,0 zeigt eine 100 %-ige diagnostische Treffsicherheit an, ein Wert von 0,5 entspricht einem Zufallsergebnis.
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Interessant ist die Hierarchie der einzelnen Risikofaktoren. Bei den jüngeren Patienten folgte auf Atemfrequenz, Aspartat-Aminotransferase (AST), Sauerstoffgabe und Kreatininwert an 5. Stelle der BMI.
Bei den älteren Patienten ging der BMI erst an Position 10 in die Risikoberechnung ein. Die 5 wichtigsten prognostischen Marker waren Sauerstoffgabe, Blut-Harnstoff-Stickstoff (BUN), Atemfrequenz, AST und Kaliumwert.
Der Charlson-Komorbiditätsindex, der den Einfluss der Begleiterkrankungen bewertet, war für die Risikoabschätzung nur von untergeordneter Bedeutung. © rme/aerzteblatt.de

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