Ausland
Kampf gegen HIV, Tuberkulose und Malaria nicht aus den Augen verlieren
Mittwoch, 4. Mai 2022
Berlin – Die COVID-19-Pandemie belastet die Bemühungen, Infektionen wie HIV, Tuberkulose und Malaria zu bekämpfen. Darauf hat der Globale Fonds zur Bekämpfung von AIDS, Tuberkulose und Malaria (GFATM) hingewiesen. Er mahnt, die in den vergangenen Jahrzehnten erzielten Erfolge seien stark gefährdet.
Nach Angaben des GFATM konnten 44 Millionen Menschenleben bis Ende 2020 durch Programme gerettet werden, die der Globale Fonds unterstützt. Seit 2002 sei die Zahl der Menschen, die an Aids, Tuberkulose und Malaria verstarben, um 46 % gesunken. Die Pandemie wirke sich jedoch deutlich aus: Erstmals seit Bestehen des GFATM hätten sich die Ergebnisse der HIV-, Tuberkulose- und Malaria-Programme verschlechtert.
Strenge Lockdownmaßnahmen sorgten vor allem in ärmeren Ländern etwa dafür, dass deutlich weniger Menschen lebensrettende AIDS-Medikamente erhielten. Das zeigten zum Beispiel Daten aus Uganda (Journal of Acquired Immune Deficiency Syndromes 2021, DOI: 10.1097/QAI.0000000000002811): Während des Lockdowns stieg der Anteil der Betroffenen ohne Zugang zu den Wirkstoffen von 5 auf 25 %. Mit dem Ende der Maßnahmen stieg der Anteil zwar wieder an, blieb aber mit 13 % höher als vor dem Lockdown.
Weiterhin nahmen während der Coronapandemie nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) die tuberkulosebedingten Todesfälle zu – zum ersten Mal seit mehr als 10 Jahren. So starben geschätzt 1,4 Millionen Menschen 2019 an Tuberkulose, 2020 waren es 1,5 Millionen.
Ähnlich sieht es bei der Malaria aus, hier stieg die Zahl der Verstorbenen WHO-Daten zufolge um 69.000 von 2019 auf 2020 an. Insgesamt war die Malaria 2020 bei 627.000 Todesfällen weltweit die Ursache. Daher sei es enorm wichtig, COVID-19 aufzuhalten und die Gesundheitssysteme zu fördern, die notwendig sind, um Pandemien aktuell und auch in Zukunft begegnen zu können, fordert der GFATM.
Dafür arbeitet der Globale Fonds eng mit Regierungen, der Zivilgesellschaft, Gesundheitsarbeitern, den erkrankten Menschen und Bevölkerungsgruppen sowie dem Privatsektor zusammen. Er unterstützt die Gesundheitssysteme in mehr als 100 Ländern, die am stärksten von den drei Infektionen betroffen sind.
Drei Aktivistinnen aus Indonesien, Malawi und Ruanda berichteten im Rahmen eines Pressegesprächs über ihre eigenen Erfahrungen als Betroffene und mit der Betreuung von Menschen mit HIV, Malaria oder Tuberkulose in ihren Heimatländern und der Zusammenarbeit mit dem Globalen Fonds.
So ist Grace Febbie Ngulube aus Malawi bereits mit HIV geboren worden. Sie erzählte sie von Vorurteilen, Diskriminierungen und Problemen bei der medizinischen Betreuung, aber auch von den Möglichkeiten, die sich ihr mit Hilfe von lokalem medizinischen Personal boten.
Als Vorstandsmitglied der National Association for Young People Living with HIV, Gründerin von Youth Health Connect 360 und HER Voice-Botschafterin für Malawi unterstützt Ngulube nun selber Menschen mit HIV in ihrem Heimatland.
Sie möchte die Einstellung gegenüber den Betroffenen verändern, gegen ihre Diskriminierung und Stigmatisierung kämpfen. Investitionen des Global Fund hätten dazu beigetragen, dass Menschen nicht mehr aufgrund der HIV-Infektion sterben müssen und Kinder ohne HIV geboren werden.
Ähnliche Erfahrungen machte Meirinda Sebayang aus Indonesien, die von einer multiresistenten Tuberkulose betroffen war. Auch sie setzt sich für eine bessere Versorgung von HIV-Infizierten als Chair des Positive Indonesia Networks und von Tuberkuloseerkrankten ein.
Sebayang betonte, wie wichtig es sei, an die Personengruppen heranzutreten, die durch Einrichtungen und Programme der Regierung aufgrund von Kriminalisierung, Gewalt, Diskriminierung und Stigmatisierung nicht erreicht würden.
Dazu gehörten Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter, Transgenderpersonen, Männer, die Sex mit Männern haben, ehemalige Gefängnisinsassen oder auch indigene Menschen. Hier sei die Unterstützung durch den Globalen Fonds enorm wichtig.
Aufklärung und Bildung, Entkriminalisierung etwa von Sexarbeiterinnen waren auch Themen, die Nooliet Kabanyana aus Ruanda ansprach. Sie ist Geschäftsführerin des ruandische NGO-Forums für HIV/AIDS und Gesundheitsförderung, das die Arbeit der lokalen Nichtregierungsorganisationen (NGO) koordiniert.
So könne man mit einer starken Stimme gegenüber den politischen Entscheidern sprechen. Das ermögliche es, die richtigen und gefährdetsten Menschen zu erreichen, wie Sexarbeiterinnen, Männer, die Sex mit Männern haben, Gefängnisinsassen, Geflüchtete oder junge Menschen und die Arbeit auf kommunaler Ebene zu stärken. © aks/aerzteblatt.de

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