Medizin
Adipöse Kinder erkranken im späteren Leben häufiger an Krebs
Montag, 9. Mai 2022
Göteborg – Kinder, die bereits im Grundschulalter zu dick waren, erkrankten im späteren Leben häufiger an einer Reihe von Krebserkrankungen, die heute mit einer Adipositas in Verbindung gebracht werden.
Der Einfluss bestand in einer Studie aus Schweden in Cancer Communications (2022; DOI: 10.1002/cac2.12286) auch dann, wenn sich das Gewicht bis zur Musterung normalisiert hatte.
Eine Adipositas ist ein wichtiger Risikofaktor für Krebserkrankungen. Die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) sieht einen Zusammenhang bei 13 Krebserkrankung als hinreichend belegt an. Dies sind Krebserkrankungen in Uterus, Ösophagus, Magen, Leber, Nieren, Pankreas, Dickdarm, Gallenblase, Brust, Ovar und Schilddrüse sowie Meningeom und das multiple Myelom.
Bisher gingen die Forscher davon aus, dass ein exzessives Körperfett erst im Erwachsenenalter das Krebswachstum fördert. Eine Studie aus Schweden kommt jetzt zu dem Ergebnis, dass der schädliche Einfluss bereits im Kindesalter einsetzen könnte.
Jimmy Célind von der Universität Göteborg und Mitarbeiter haben die Daten von 36.566 Männern der Jahrgänge 1945 bis 1961 recherchiert, deren Körpergewicht und -größe erstmals bei Schuluntersuchungen im Alter von 8 Jahren registriert wurde. Eine 2. Untersuchung erfolgte im Alter von etwa 20 Jahren während der Musterung für die schwedische Armee.
Da das schwedische Krebsregister dieselben persönlichen Identifikationsnummern benutzt, konnten die Forscher ermitteln, dass bisher 1.562 Männer im Alter von 37,7 bis 45,6 Jahren an einem der von der IARC mit Übergewicht in Verbindung gebrachten Krebse erkrankt und 570 daran gestorben sind. Dies waren 32 % aller Krebserkrankungen und 55 % aller Todesfälle.
Die Kinder, die im Grundschulalter übergewichtig waren, hatten ein um 51 % erhöhtes Risiko auf eine der Krebserkrankungen (Hazard Ratio HR 1,51; 95-%-Konfidenzintervall 1,26-1,80). Das Sterberisiko an den Krebserkrankungen war ebenfalls signifikant erhöht (HR 1,38; 1,02-1,87).
Interessanterweise hatten auch die Jungen, bei denen sich die Gewichtsprobleme bis zur Musterung gelegt hatten, ein erhöhtes Krebsrisiko (HR 1,38; 1,09-1,75), während für die Männer, bei denen die Gewichtsprobleme erstmals bei der Musterung registriert wurden, keine Assoziation nachweisbar war (HR 1,04; 0,81-1,31).
Die Studie kann den Zusammenhang letztlich nicht sicher beweisen. Célind hält es allerdings für möglich, dass die Kindheit eine für die Krebsentwicklung besonders empfindliche Entwicklungsphase ist.
Mögliche Mechanismen könnten eine epigenetische, endokrine oder metabolische Programmierung durch Hyperinsulinämie, systemische Entzündung, Adipokin-Störung oder die übermäßige Stimulation durch das Wachstumshormon oder den verwandten insulinähnlichen Wachstumsfaktor-1 (IGF-1) sein, schreiben sie. © rme/aerzteblatt.de
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