Politik
Verbände und Politik fordern mehr Barrierefreiheit im Gesundheitswesen
Donnerstag, 5. Mai 2022
Berlin – Die Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) Selbsthilfe fordert von der Bundesregierung, die im Koalitionsvertrag versprochenen Maßnahmen für mehr Barrierefreiheit „endlich anzugehen“.
„Wir müssen jetzt Tempo machen, denn jede Barriere verhindert die gesellschaftliche Teilhabe und individuelle Mobilität von Menschen mit Behinderung“, kritisiert der Bundesgeschäftsführer der BAG Selbsthilfe, Martin Danner, zum heutigen Europäischen Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen.
Betroffene könnten und dürften sich nicht mit den kleinen bisher erreichten Teilschritten zufriedengeben, denn leider sei von den vielen angekündigten Maßnahmen zur Umsetzung von Barrierefreiheit noch nicht viel bei den Betroffenen angekommen, sagte er.
„Im Gesundheitswesen geht es zum Beispiel darum, dass Arztpraxen viel transparenter darüber informieren, welche Maßnahmen zur Barrierefreiheit sie umgesetzt haben“, hieß es von der BAG Selbsthilfe.
Auch der Berichterstatter für Menschen mit Behinderungen der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Hubert Hüppe, mahnte anlässlich des Protesttages, das Recht auf Teilhabe für Menschen mit Behinderungen in Deutschland umzusetzen.
„14 Jahre nach Inkrafttreten der UN-Behindertenrechtskonvention bleibt deren tatsächliche Umsetzung immer noch in weiter Ferne“, kritisierte er. Betroffene berichteten immer wieder, dass die meisten Arztpraxen noch nicht barrierefrei seien und daher die freie Arztwahl nicht greife, sagte Hüppe dem Deutschen Ärzteblatt.
Er forderte, den Mehraufwand für niedergelassene Ärzte zu vergüten. „Für die Herstellung baulicher Barrierefreiheit sollten die Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) Investitionskostenzuschüsse vorsehen ähnlich der Förderung der Niederlassungswilligkeit in von Unterversorgung bedrohten Regionen“, so Hüppe.
Barrierefreiheit beziehe sich aber nicht nur auf bauliche Aspekte. Niedergelassene Ärzte wie auch Krankenhäuser seien oftmals kommunikativ nicht auf Menschen mit Behinderungen eingestellt.
Stichworte seien hier unter anderem Gebärdensprachdolmetschung, leichte Sprache und Informationen in alternativen Formaten für blinde Menschen. Wichtig seien außerdem gezielte Schulungen für das medizinische Fachpersonal, so der Sozialpolitiker.
Mit der Barrierefreiheit befassen sich auch die Ärzte in Deutschland. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) wies darauf hin, dass Patienten in den Online-Arztsuchen der Kassenärztlichen Vereinigungen nach entsprechenden Praxismerkmalen suchen könnten.
Derzeit hätten rund 36 Prozent der Praxen mindestens ein Merkmal von Barrierefreiheit gemeldet, so die KBV. „Die Lieferung und Erfassung ist ein neuer Prozess, wir gehen deshalb davon aus, dass die genannte Zahl als Untergrenze zu verstehen ist und mit der Etablierung des Meldesystems weiter anwächst“, sagte die KBV dem Deutschen Ärzteblatt.
Die KBV wies daraufhin, dass Umbauten von Bestandspraxen oft mit hohen Investitionen verbunden seien. „Deshalb machen wir uns dafür stark, dass Praxen in diesem Fall Unterstützung bekommen, etwa durch spezielle Mittel der Kreditanstalt für Wiederaufbau“, hieß es aus der KBV.
Die KBV betonte, dass sie zusammen mit den KVen die Barrierefreiheit in den Arztpraxen weiter fördert. Dazu habe sie einen Leitfaden herausgegeben, der Praxen dabei unterstützt, Maßnahmen zur Barrierefreiheit umzusetzen. „Zudem planen wir eine Online-Fortbildung zum Thema Barrierefreiheit und auch das schon bestehende Qualitätszirkel-Modul wird gerade überarbeitet“, informiert die KBV. © hil/aerzteblatt.de

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