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Medizin

Warum Menschen häufiger an Krebs erkranken als Schimpansen

Dienstag, 10. Mai 2022

/natali_mis, stock.adobe.com

New York – Bei einem Vergleich von 401 bekannten Krebsgenen zwischen Menschen und anderen Primaten sind US-Forscher auf eine Mutation im BRCA2-Gen gestoßen, die die DNA-Reparatur beeinträchtigt.

Laut dem Bericht in Cell Reports (2022; DOI: 10.1016/j.celrep.2022.110771) könnte der Austausch einer einzelnen Aminosäure an Position 2.662 mit dafür verantwortlich sein, dass Menschen häufiger an Krebs erkranken.

Krebs ist eine genetische Erkrankung. Wichtige Auslöser sind einmal Mutationen in Onkogenen, die zu einem unkontrollierten Zellwachstum führen. Zum anderen können Gendefekte in Tumorsuppressoren dazu führen, dass Krebsmutationen nicht rechtzeitig beseitigt werden.

Zu den Tumorsuppressoren gehört der DNA-Reparatur-Komplex BRCA2 („BReast CAncer 2“). Das Brust­krebsgen 2, genauer Mutationen, die seine Funktion schwächen, begünstigt nicht nur die Entwicklung eines Mammakarzinoms. Eine verminderte Aktivität der DNA-Reparatur kann auch in anderen Geweben zur Anhäufung von Mutationen führen, die das Krebsrisiko steigern.

Auch wenn es keine genauen Untersuchungen gibt, gehen die meisten Biologen davon aus, dass Menschen häufiger an Krebs erkranken als andere Primaten wie Schimpansen. Da die Genomsequenzen von Pan troglodytes und Homo sapiens zu mehr als 98 % übereinstimmen, bestehen gute Chancen, in den Unterschieden zwischen den beiden Spezies die Ursache für das erhöhte Krebsrisiko des Menschen zu finden.

Ein Team um Christine Iacobuzio-Donahue vom Memorial Sloan Kettering Cancer Center in New York hat deshalb die bekannten DNA-Sequenzen von 401 Krebsgenen zwischen Homo sapiens und 12 anderen Primaten verglichen. Sie fanden 395 Mutationen, die die Aminosäuresequenz verändern. Die Forscherin vermutet, dass sich diese Mutationen seit der Trennung vom gemeinsamen Vorfahren mit dem Schimpansen gebildet haben.

Unter den 395 Mutationen erregte eine Substitution im BRCA2-Gen die Aufmerksamkeit von Iacobuzio-Donahue. Beim Menschen wird im Codon 2.662 von BRCA2 eine andere Aminosäure kodiert wie bei Schimpansen. Die Experimente von Iacobuzio-Donahue zeigen jetzt, dass diese Substitution die Reparaturleistung von BRAC2 um etwa 20 % schwächt. Dies könnte die (vermutete) höhere Anfälligkeit von Menschen für Krebserkrankungen zumindest teilweise erklären.

Unklar ist noch, warum sich diese Mutation beim Menschen in der Evolution ausbreiten konnte. Iacobuzio-Donahue vermutet, dass die Mutation die Fertilität der Frauen erhöht.

Dafür hatte eine andere Forschergruppe Hinweise in einer Analyse eines Bevölkerungsregisters aus dem US-Staat Utah gefunden (Proceedings of the Royal Society B: Biological Sciences 2021; DOI: 10.1098/rspb.2011.1697). Auf welche Weise die Mutationen die Fertilität beeinflussen, ist jedoch völlig unklar. © rme/aerzteblatt.de

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