Ärzteschaft
Community Health Nurses sollen keine Konkurrenz zu Hausärzten sein
Donnerstag, 5. Mai 2022
Berlin – Die drei Parteien der Ampelkoalition haben in ihrem Koalitionsvertrag ein neues Berufsbild „Community Health Nursing“ angekündigt. Dass dies nicht unproblematisch ist, zeigte eine Diskussionsrunde, zu der das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) im Rahmen seines Livestreaming-Formats „Zi insights“ eingeladen hatte.
Robin John, Allgemeinmediziner in der Gemeinschaftspraxis „Hausarztteam Schönebeck“, hob auf die Gefahr von Doppelstrukturen ab, die die hausärztliche Versorgung eher behindern als entlasten könnte: „Nach einschlägigen Konzepten für das ‚Community Health Nursing‘ sind in der Primärversorgung Koordinationsfunktionen sowie Routineaufgaben vorgesehen“, erläuterte er. Diese Tätigkeitsbereiche überschnitten sich zum Teil mit der hausärztlichen Patientenversorgung, so seine Kritik.
Kordula Schulz-Asche, Mitglied der Grünen-Bundestagsfraktion und Mitglied des Ausschusses für Gesundheit, betonte in der Diskussion, die Community Health Nurses hätten einen besonderen Schwerpunkt im Bereich der Prävention. „Es geht also nicht um die Substitution ärztlicher Leistungen, sondern um die Kooperation mit anderen medizinischen, sozialen und pflegerischen Versorgungsstrukturen“, sagte sie.
Die Politik wolle mit dem Berufsbild „eine gesundheitlich-präventive Intervention unterhalb der hausärztlichen Versorgungsebene“ schaffen. „Um es klar zu sagen: Die ‚Community Health Nurse‘ soll nicht in Konkurrenz zu Arztpraxen positioniert werden, sondern eine Ergänzung des kleinräumigen sozialen und medizinischen Versorgungsangebots schaffen“, sagte die Gesundheitspolitikerin.
Die Nurses sollten Menschen zu Hause aufsuchen, gegebenenfalls einen Behandlungs- oder Pflegebedarf erkennen und den Betroffenen zu helfen, den Kontakt mit dem Versorgungssystem herzustellen, so Schulz-Asche.
Das Zi hat zu dem Thema zudem die Meinung von sieben Hausärzten aus Sachsen-Anhalt eingeholt. Danach ist eine hohe Qualität der Primärversorgung nur im Rahmen des Delegationsprinzips möglich. Die Patienten müssten aus einer Hand versorgt werden, ohne neue Schnittstellen in der Gesundheitsversorgung zu schaffen, so die Auffassung der befragten Hausärzte.
„Die vorhandenen Praxisstrukturen und -prozesse sollten laut den Befragten ausgebaut und Delegationsmöglichkeiten an das nicht-ärztliche Praxispersonal erweitert werden, um so eine effizientere Patientenversorgung zu erreichen“, fasste der Zi-Vorstandsvorsitzende Dominik von Stillfried die Ergebnisse der Befragungen zusammen. © hil/aerzteblatt.de

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